Fortuna Düsseldorf Funkel: „Es passt zwischen Fortuna und mir“

Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel über Nervenspiele im Abstiegskampf und seinen Plan von der Zukunft des Fußball-Zweitligisten. Vielleicht mit Funkel.

Fortuna-Coach Friedhelm Funkel während des Heimspiels gegen den FSV Frankfurt.

Foto: Maja Hitij

Düsseldorf. Ein freier Tag. Friedhelm Funkel verschafft sich Luft bei kleiner Gartenarbeit in seiner Heimat Krefeld. Der Trainer von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf arbeitet auf das letzte Spiel am Sonntag (15.30 Uhr) bei Eintracht Braunschweig hin. Drei Punkte und sechs Tore Vorsprung hat Fortuna auf den Abstiegsplatz. Ein Gespräch über Nervenspiele in der Gegenwart und Planungen für eine Zukunft — mit Funkel?

Herr Funkel, Gartenarbeit, das ist der richtige Ausgleich im Kampf gegen den Abstieg.

Friedhelm Funkel: Ja, finde ich auch. An einem freien Tag kann man das mal machen.

Wie war es um Ihr Nervenkostüm bestellt am Sonntag beim so wichtigen 1:0 gegen den FSV Frankfurt?

Funkel: Vor dem Spiel ein Stück weit entspannt, weil ich wusste, dass die Mannschaft gut vorbereitet ist. Im Laufe des Spiels ist es allerdings immer dünner geworden, weil wir einfach nicht das zweite Tor gemacht haben. Das lässt einen draußen nervös werden. Ich habe hunderte von Spielen hinter mir und oft genug erlebt, dass durch irgendeine blöde Situation immer der Ausgleich fallen kann.

War es das Endspiel?

Funkel: Das habe ich ja so deklariert und es war eines. Die Mannschaft hat das ohne echten Stürmer gut umgesetzt, ohne Nervosität. In dem Spiel mit den ganz jungen Stürmern anzufangen, nachdem so viele ausgefallen waren — das wollte ich dann doch nicht. Und Kerem Demirbay und Oliver Fink haben das gut gemacht, sie waren beim Tor die entscheidenden Leute. Das sind unsere beiden effektivsten Spieler.

Sie haben Fink wiederbelebt.

Funkel: Olli ist Fortuna. Seit sieben Jahren da. Der läuft von allen am meisten, immer so zwischen 11,2 und 12,1 Kilometer.

Wieso hat das vor Ihnen lange niemand mehr entdeckt?

Funkel: Das weiß ich nicht, Er gibt alles für Fortuna, lebt den Verein, ein Supertyp. Für mich war sofort klar, dass ich ihn wieder bringe. Er hat das Vertrauen mehr als gerechtfertigt.

Hatten Sie Zweifel nach der Pleite in Duisburg?

Funkel: Nein. Ich habe die Leistung dort auch nicht so schlecht gesehen wie viele Beobachter. Wir haben auch dort Willen gezeigt, aber haben zurecht verloren, weil wir keine Torchancen hatten. Ich wusste aber, dass wir in allen drei Heimspielen zuvor unter mir gut gespielt hatten.

Und jetzt ein letztes Auswärtsspiel in Braunschweig.

Funkel: Wir haben von allen die schwerste Aufgabe. Braunschweig hatte ich ganz oben erwartet. 3:1 gegen Nürnberg, 3:2 gegen Bochum zuletzt, im eigenen Stadion sind sie sowieso stark. Es muss die stärkste Auswärtsleistung unter meiner Regie her.

Man hat den Eindruck, Ihnen liegt die Arbeit im Spätherbst Ihrer Karriere.

Funkel: Ich bin total gerne bei Fortuna. Ich will nicht sagen: Das ist mein Verein — das wäre vielleicht übertrieben. Aber Fortuna hat bei mir im Kopf immer eine gute Rolle gespielt. Ich bin zur Fortuna gegangen, als ich noch in Neuss wohnte. Und jetzt habe ich es erlebt: Das ist wirklich ein guter Verein. Gut aufgestellt, tolle Fans, gute Stimmung. Jetzt muss der Verein die richtigen Schlüsse aus dieser Saison ziehen.

Die da wären?

Funkel: Darüber spreche ich nicht vor diesem wichtigen Spiel. Meine Meinung habe ich auf Wunsch mitgeteilt. Ohne dass wir annähernd darüber gesprochen hätten, wie es weitergeht. Bis zum heutigen Tag haben wir das gar nicht. Es war Teil der Vereinbarung, dass wir uns nach dem letzten Spiel zusammensetzen. Ich glaube, dass es zwischen der Fortuna und mir einfach passt.

Es gab Andeutungen, dass Sie bei Ligaerhalt bleiben.

Funkel: Schön, wenn man Ihnen das gesagt hat.

Ihnen nicht?

Funkel: Nein, obwohl das Verhältnis zu Vorstand Robert Schäfer wirklich sehr gut ist.

Nervt Sie das nicht?

Funkel: Nein, nein. Ich bin jetzt in einer Situation, in der ich dieses letzte Spiel in Ruhe über die Runden bringen will. Dann haben wir immer noch Zeit. Und wenn dann die Entscheidung so fallen sollte, dass sie es doch mit einem anderen machen wollen, dann ist das halt so. Ich bin jetzt keine 40 mehr, wo ich dann ins Tal der Tränen fallen würde. Ich arbeite total gerne und habe wieder richtig Feuer. Die Jungs sind mir ans Herz gewachsen. Daraus können Sie meine Tendenz hören.

Sie würden gerne bleiben.

Funkel: Ich bin Gesprächen gegenüber sehr offen.

Wären Sie bereit für einen Neuanfang?

Funkel: Es muss ihn geben, das ist unabdingbar. Ich habe damit sicher kein Problem, wenn man mit jungen Spielern aus den eigenen Reihen etwas aufbauen will. Ich habe ja schon welche eingebaut. Kevin Akpoguma zum Beispiel. Ich verstehe überhaupt nicht, warum der vorher nicht gespielt hat. Für die Innenverteidiger-Position ist er der ideale Spieler. Ihn weiterzuentwickeln ist eine tolle Aufgabe. Auch wenn er dann in einem Jahr weg sein sollte — dann ist es so. Aber wir hätten dann von ihm profitiert. Christian Gartner, Marcel Sobottka habe ich gebracht. Wir haben mit unserem Japaner Justin Toshiki Kinjo ein Riesentalent hintendran, der wird in den nächsten ein, zwei Jahren für Furore sorgen. Wir holen mit Robin Bormuth einen erst 20-Jährigen hoch, der linke Verteidiger Anderson-Lenda Lucoqui ist 18, pfeilschnell. Vorne hat Kemal Rüzgar die Chance, es im nächsten Jahr zu schaffen. Taylan Duman kommt aus der U19. Das sind alles talentierte Spieler, die bei der Fortuna eine Chance bekommen müssen.

Und dann braucht es auch noch Stützen.

Funkel: Nur mit den Jungen geht es nicht. Mit einigen erfahrenen Spielern dazu hätte man eine super Mischung, die auch vom Publikum angenommen würde. Dann muss man nicht Leute holen, die zwei Jahre nicht gespielt und den Zenit überschritten haben.

Was passiert nach dem Spiel in Braunschweig?

Funkel: Wenn wir drin bleiben, was wir alle hoffen, dann feiern wir. Das wird die Mannschaft in die Hand nehmen. Erst muss sie mir folgen, dann folge ich ihr.