Interview mit Marco Christ: „Es bleibt spannend bis zuletzt“
Fortuna-Spielmacher Marco Christ fühlt sich in Düsseldorf sehr wohl und träumt davon, mit den Fans den Aufstieg zu feiern.
Düsseldorf. Am Donnerstag spielten Michael Ratajczak und Marco Christ auf höchstem europäischen Niveau in der Düsseldorfer Arena. Allerdings nur virtuell. Der Ersatztorwart und der Spielmacher von Regionalligist Fortuna Düsseldorf maßen sich mit Neu-Vereinsmitgliedern an einer Spielekonsole. Wir sprachen mit dem Mittelfeldmann über sein starkes Comeback gegen Oberhausen und die Aussichten auf die nächsten Spiele.
Herr Christ, Sie machen an der Spielekonsole eine gute Figur. Sind Sie auch auf dem Fußballplatz ein Zockertyp?
Christ: Ich mache schon lieber eine außergewöhnliche oder unerwartete Aktion, aber auch Sicherheits-Pässe müssen sein.
Wo sind Sie der bessere Spielmacher, an der Konsole oder auf dem Rasen?
Christ: Na, ich denke doch, dass ich es auf dem Rasen besser kann.
Gegen Oberhausen wussten Sie bei Ihrem ersten Einsatz nach der Verletzungspause gleich zu überzeugen. Wie fühlte es sich an?
Christ: Ich habe nach dem Tor die Hände zum Himmel gestreckt und den Treffer meiner kürzlich verstorbenen Großmutter gewidmet. Das Gefühl war enorm.
Am Dienstag gegen den VfB Lübeck sind Sie wegen der fünften gelben Karte gleich wieder zum Zuschauen verdammt, haben Sie einen dicken Hals?
Christ: Ich wusste ja, dass ich vier Gelbe Karten hatte. Irgendwann musste es so kommen. Jetzt ist es passiert, ich versuche das abzuhaken und gegen Ahlen der Mannschaft wieder so gut zu helfen wie ich kann.
Könnte das Spiel in Ahlen schon vorentscheidend sein?
Christ: Nein, es bleibt spannend bis zum Schluss. Wir denken ohnehin nur von Spiel zu Spiel. Jetzt kommt erst einmal Lübeck. Da wollen wir die 50-Punkte-Marke erreichen, um sicher in der dritten Liga zu sein.
Für das Fortuna-Umfeld wäre alles andere als der Aufstieg eine Enttäuschung. Spüren Sie den Druck und wie gehen Sie damit um?
Christ: Druck kann man sich machen lassen oder nicht. Ich finde die geile Atmosphäre in der Arena beflügelnd. Das beste Beispiel war das Spiel gegen Oberhausen. Es waren zwar nur 17000 Zuschauer da, aber wenn wir aufsteigen würden, wären es wohl doppelt so viele. Das ist für jeden Fußballer ein Traum.
Wird in der Kabine eigentlich über das Ruf und Runter in der Regionalliga-Spitzengruppe geredet?
Christ: Wir werfen schon einen kleinen Blick auf die Tabelle. Auch, weil ja bei einer Niederlage gegen RWO der Zug ohne uns abgefahren gewesen wäre. Aber dann ist das Thema auch durch. Die Tabelle sagt ja im Moment sowieso nicht viel aus. Alles ist noch möglich.
Ihr Wahlspruch lautet "Niemals aufgeben". Wie wichtig war das zuletzt für Sie?
Christ: Das war extrem wichtig. Der Tod meiner Oma war ein herber Schlag für mich. Es war das erste Mal, dass so etwas in unserer Familie passierte. Aber so doof es klingt: Es muss weitergehen. Auch was den Fußball angeht, war es wichtig. Ich will unbedingt wieder in die zweite Liga, dafür werde ich alles geben und eben niemals aufgeben.
Ihre Verletzung haben Sie gut weggesteckt. Woher nehmen Sie das Selbstbewusstsein nach so langer Leidenszeit?
Christ: Der Trainer hat mich immer aufgebaut, aber auch gebremst, damit ich nicht zu viel mache und einen Rückfall erleide. Ansonsten braucht man mich nicht zu motivieren. Wenn ich aus der Kabine komme und das Fortuna-Lied höre, tauche ich in eine andere Welt ein. Dann gebe ich alles. Das ist meine Art.
Die WZ hat 50 Liter Freibier als Aufstiegsprämie ausgelobt. Sollen wir schon anfangen zu sparen?
Christ: Können Sie machen.
Lieber Altbier oder Pils?
Christ: Das ist mir dann egal.