Fortuna Düsseldorf Kerem Demirbay: „Wenn es passt, würde ich auch hierbleiben“
Fortunas Mittelfeld-Regisseur fühlt sich in Düsseldorf sehr wohl. Aber die Entscheidung hängt nicht allein von ihm ab.
Düsseldorf. Zuletzt war Kerem Demirbay (22 Jahre) zweimal in Folge der WZ-Spieler des Tages nach seinen starken Leistungen in Freiburg und gegen Nürnberg. Ohne ihn ist das Offensivspiel des Fußball-Zweitligisten kaum in dieser Form denkbar. Wir sprachen mit der Leihgabe des Hamburger SV.
Herr Demirbay, Sie sind ein Star in einer verbesserten Mannschaft. Wie wichtig ist für Sie das Teamgefühl?
Kerem Demirbay: Für mich ist es wichtig, dass ich abliefere, weil ich hohe Ansprüche an meine Leistung habe. Natürlich bin ich froh, dass das in den letzten beiden Spielen gelungen ist. Aber das muss für mich normal sein. Mir ist es absolut wichtig, dass immer die Mannschaft im Vordergrund steht. Deshalb erwähne ich das auch immer wieder, dass die Mitspieler das auch verinnerlichen und jeder merkt, dass ich ein Mannschaftsspieler bin. Der Zusammenhalt ist entscheidend. Ich bin kein Einzelkämpfer, ich brauche die Jungs und genieße auch im Training das Teamgefühl.
Das Umfeld muss für Sie stimmen . ..
Demirbay: Ja, ich muss mich wohlfühlen. Das gilt aber nicht nur für mich, und deshalb ist der gute Draht zu den Mitspielern und zum Umfeld sehr wichtig. Es macht auch kein Unterschied, ob ich als Leihspieler auflaufe oder dort, wo ich einen Vertrag habe. Ob es für mich hier bei Fortuna weitergeht, liegt nicht in meiner Hand. Wenn es passt, würde ich auch die Option ziehen, hier zu bleiben.
Haben Sie nicht den Wunsch, so schnell wie möglich in der Bundesliga zu spielen?
Demirbay: Ich mache mir da nicht den Druck. Ich bin jemand, der für den Tag lebt und nicht nur immer überlegt, was demnächst sein wird. Wenn ich aufwache, bete ich zu Gott und freue mich, den nächsten Tag erleben zu dürfen. Vielen Menschen geht es nicht so gut wie uns Profis. Deshalb will ich auch zeigen, dass ich das zu schätzen weiß, was ich hier machen darf. Natürlich mache ich mir auch Gedanken über die Zukunft. Aber jetzt stehe ich zu 100 Prozent für den Verein hier und ziehe das komplett durch.
Was hat sich seit Jahresanfang für die Fortuna so positiv verändert?
Demirbay: Natürlich kann man jetzt spekulieren, dass es am Trainer liegt. Aber ich bin ehrlich und will das damit abschließen. Auch Frank Kramer hat einen sehr guten Job gemacht. Unter Marco Kurz sind wir stabiler, kompakter als Mannschaft, und man sieht, dass wir zusammenwachsen. Das hat Zeit gebraucht, weil wir eine komplett neue Mannschaft waren. Unsere Fans haben schon sehr viel Geduld aufgebracht, denn unsere Leistungen waren nicht so berauschend. Aber jetzt sieht man, welche Qualität wir in unseren Reihen haben. Und Freiburg sowie Nürnberg sind nicht unbedingt die Konkurrenten, an denen wir uns messen sollten.
Das aggressive Anlaufen und dass die ganze Mannschaft früher angreift, liegt Ihnen besonders?
Demirbay: So generell würde ich das nicht sagen. Wir dosieren das je nach Gegner und Spielverlauf. Wenn wir spüren, dass wir gut ins Spiel kommen, können wir die Räume enger machen. Ansonsten muss man sich auch mal fallen lassen.
Spürt das ein Führungsspieler wie Sie in solchen Situationen?
Demirbay: Klar spüre ich das. Das ist auch meine Aufgabe. Und für das Anlaufen habe ich auch die entsprechende Fitness. Ich spüre auch das Vertrauen der Mannschaft, das ist für mich auch wichtig. Ich bin nicht so schlecht am Ball, deswegen werde ich mehr gesucht. Und wenn Kämpfen und Marschieren angesagt sind, weiß die Mannschaft auch, dass ich mich da nicht zurückhalte. Auch dann will ich vornweg laufen. Die Jungs wissen das und akzeptieren meine Rolle.
Wie geht die Fortuna am Samstag in dieses wichtige Spiel?
Demirbay: Wir könnten uns im Siegfall von da unten ein wenig absetzen, weil es ein direkter Konkurrent ist. Es wird wieder kein einfaches Spiel, wir müssen uns aber vor niemandem verstecken.
Welche Bedeutung hat die tolle Unterstützung durch die Fans?
Demirbay: Die Fans haben gemerkt, dass wir zusammengewachsen sind und alles geben. Und wir bekommen das genau mit, was da auf den Rängen passiert. Das gib viel Kraft.
Gibt bei Ihnen die Angst vor der fünften Gelben Karte?
Demirbay: Eigentlich nicht. Aber in ein paar Situationen gehe ich vorsichtiger zu Werke. Vielleicht komme ich die Saison ja ohne weitere Karte durch.