Noch hat keiner die Nase vorn
Im brisanten Duell der beiden Torhüter wollen Michael Melka und Michael Ratajczak kein Zeichen von Schwäche zeigen.
Düsseldorf. Die Sportschule Bitburg, in der sich Fußball-Drittligist Fortuna Düsseldorf auf die kommende Saison vorbereitet, liegt auf dem Gelände eines alten Flugplatzes der US Air Force. Doch geflogen wird hier meist nur noch auf den Trainingsplätzen.
Da strecken sich nämlich in dieser Woche Fortunas Kontrahenten um den Platz im Tor, Michael Melka und Michael Ratajczak, nach den Bällen, die Torwarttrainer Michael Stahl auf das Gehäuse abfeuert. Bei aller Rivalität der beiden Torhüter, Fluglärm veranstalten die beiden langen Kerls nicht gerade. Vielmehr herrscht angespannte Stille. Kommuniziert wird nur mit Trainer Stahl.
Es ist fast eine bedrückende Atmosphäre. Melka und Ratajczak halten respektvoll Abstand, trainieren professionell nebeneinander her, ohne sich gegenseitig aus den Augen zu verlieren. Sie versuchen kein Zeichen von Schwäche zu zeigen. Wenn die Mannschaft nach dem Training ausläuft, findet man den einen Michael ganz vorne, den anderen Michael ganz hinten. Torhüter sind eben eine ganz besondere Spezies.
"Die Konkurrenzsituation ist einfach zu intensiv", sagt Michael Stahl, der Fortunas Schlussmännern einen harten aber fairen Konkurrenzkampf bescheinigt. "Keiner der beiden ist link zum anderen." Dass Ratajczak gestern in Bitburg der Erste war, der Melka zum 30.Geburtstag gratuliert hat, beweist, dass sie sich trotz des Zweikampfes respektieren.
Melka, der den größten Teil der abgelaufenen Saison den Fortuna-Kasten hütete, hat einen ebenso großen Anspruch, die Nummer eins zu werden, wie der 26-jährige Ratajczak, der in den letzten Spielen der Saison mit tollen Paraden überzeugte. "Ratajczak ist sehr dynamisch und explosiv, Melka eher ruhig und gelassen", sagt Stahl.
Stärken, die Ratajczak dank seiner Sprungkraft hat, gleicht Melka durch seine Länge aus. Trainer Norbert Meier hat sich noch nicht entschieden, wer im ersten Spiel gegen den SC Paderborn auflaufen wird. Und Stahl sagt: "Um zu sagen, dass einer die Nase vorn hat, ist es viel zu früh."
Meier hat die Qual der Wahl zwischen zwei hoch motivierten, von sich selbst überzeugten Kandidaten. Einer der beiden wird sich nach der Entscheidung bestätigt fühlen, der andere die Welt nicht mehr verstehen. Miteinander darüber sprechen werden sie sicherlich nicht. In ein 7,32 mal 2,44Meter großes Fußball-Tor passt eben nur ein ausgeprägtes Ego.