Risikospiel in Köln wird zum Treffen alter Bekannter

Köln (dpa) - Es wird heiß. Nicht nur auf dem Rasen. Mehr als 30 Grad sagen die Meteorologen für den Kölner Sonntag voraus. Und hitzig wird es nicht nur wegen der Temperaturen.

Der rheinische Fußball-Klassiker zwischen den Zweitligisten 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf erlebt nach mehr als 14 Jahren seine Renaissance: Die Polizei und die Vereine befürchten bei 50 000 Besuchern im längst ausverkauften RheinEnergieStadion Randale.

Alle Beteiligten haben alles getan, um bei diesem „Risikospiel“ - so die Einordnung durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) - Handgreiflichkeiten oder Schlimmeres zu verhindern. „Was man leider trotz allem nie ausschließen kann, ist, dass sich ein paar Idioten irgendwo auf dem Weg zum Stadion oder davon weg verabreden und prügeln wollen“, wurde FC-Präsident Werner Spinner auf der Club-Homepage zitiert.

Die Kölner Polizei hat sich auf mögliche Ausschreitungen vor, während und nach der Partie am Sonntag vorbereitet. Dabei ist laut Behördensprecherin Dorothe Goebel eines unmissverständlich: „Wir werden allen gewaltbereiten Fans die Rote Karte zeigen.“ Einen geplanten Marsch der 5000 erwarteten Fortuna-Fans über die Hauptzufahrts- und Zugangsstraße Aachener Straße will die Behörde „nicht tolerieren“.

„Abgesehen davon, dass der geplante Marsch die maximale Provokation für die gegnerischen Fans darstellt, was die Gefahr von Auseinandersetzungen stark erhöht, reisen über die Aachener Straße viele Tausend Fußballfans an“, erklärte Einsatzleiter Michael Temme. Die Aachener Straße sei die Hauptzufahrtsstraße zum Stadion, „sowohl für die Fans als auch für die Stadtbahn, Busse, Feuerwehr, Rettungskräfte und die Polizei. Es besteht die Gefahr, dass Rettungswege beeinträchtigt werden. Deshalb kann der Fan-Marsch so nicht toleriert werden und wird in der geplanten Form unterbunden“, stellte Temme klar.

Für Fortuna-Boss Peter Frymuth sind „Emotionen und Leidenschaft garantiert“ - aber hoffentlich nur auf dem Rasen und bitteschön friedlich auf den Rängen und im Stadion-Umfeld. Auch Kölns Trainer Peter Stöger setzt auf Einsicht und besonnenes Verhalten: „Ich hoffe, dass alles ruhig abgehen wird“, sagte er dem Kölner „Stadt-Anzeiger“.

Die sportliche Rivalität ist enorm. Nach dem Abstieg strebt die Fortuna mit dem neuen Chefcoach Mike Büskens wieder zurück in die Erstklassigkeit, die Kölner wollen ebenfalls dorthin zurück. Beide im kommenden Jahr wieder unter den Top 18 des deutschen Fußballs? „Für die Region und die erste Liga wäre das nicht das Schlechteste“, sagte der ehemalige Fortuna-Torhüter Jörg Schmadtke, der als gebürtiger Düsseldorfer seit Saisonbeginn den FC managt.

Schmadtkes älterer Bruder wollte ihn deshalb sogar aus der Familien-Erbfolge streichen. Ohnehin passierten in der Geschichte dieses Klassikers, das letztmals in der Zweitligasaison 1998/1999 (1:0 für Köln, 2:1 für Düsseldorf) stattfand, seltsam-kuriose Dinge. Mitarbeiter einer Werbeagentur entwendeten von allen erdenklichen Köln-Beschilderungen und -Beschriftungen das „ö“. Der Clip („Hände hoch, das ist ein Überfall, wir klauen Köln die Punkte, und zwar überall“) ist bei Facebook und Twitter ein Renner.

„Das ist ein außergewöhnliches Spiel. Nicht nur für mich, sondern für den ganzen Verein. Wir fiebern alle darauf hin“, sagte Thomas Bröker, der wie sein FC-Kollege Adam Matuschyk im Aufstiegsjahr 2012 noch bei der Fortuna spielte. „Köln gegen Düsseldorf - das ist das Spiel des Jahres“, meinte Matuschyk. Er und der Geißbock-Club stehen nach dem 1:1 zum Auftakt in Dresden schon mehr unter Druck als die Fortunen, die gegen Cottbus 1:0 gewannen.

Düsseldorfs Keeper Michael Rensing, ebenfalls ehemaliger Kölner, gehörte gegen Energie nicht zum Fortuna-Kader. Der 29-Jährige hatte das Team verlassen, nachdem sich Büskens gegen ihn als Nummer eins entschied. Rensing entschuldigte sich, bekam eine Disziplinarstrafe und darf wieder am regulären Trainingsbetrieb teilnehmen. Stöger ist das kleine Scharmützel einerlei: „Ich habe bei Düsseldorf einen Torwart gesehen und gehe davon aus, dass am Sonntag auch wieder einer im Tor steht. Wenn nicht, dann wäre es ein Theater“, sagte er der „Kölnischen Rundschau“.