Etat: 120 000 Euro für die Sicherheit

Die Zugehörigkeit zur 3. Liga bringt neue Herausforderungen mit sich. Bisher gehen die Sicherheitskonzepte auf.

Wuppertal. Die begeisterungsfähigen Fans auf den Rängen gehören zum Spektakel Fußball wie die Akteure auf dem grünen Rasen. Doch nicht überall geht es auf den Tribünen oder im Umfeld ohne Probleme ab. Auch der Wuppertaler SV Borussia zählt zu den Vereinen, die viel Geld, Zeit und Arbeit in die Fanbetreuung und ihre Ordnungsdienste stecken, um für Sicherheit zu sorgen.

Die WZ sprach mit Horst Runge, Koordinator für die Jugend und U23, und dem Verwaltungsratsmitglied und WSV-Anwalt Christoph Strieder über das Thema Sicherheit, Fans und Gewalt.

Herr Runge, in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit hat sich das Thema Gewalt auf die Spielklassen unterhalb der 1. und 2.Bundesliga verlagert. Gibt es nach Ihrer Ansicht eine Vorverurteilung der so genannten Traditionsvereine und Ostclubs?

Runge: Nein, denn es ist tatsächlich so, dass in den obersten Spielklassen die Vereine zumeist über tolle moderne Stadien verfügen, die Ausschreitungen fast unmöglich machen. Gewaltbereite Zuschauer weichen deshalb auf die unteren Klassen aus. Die Täter sehen die Lücken und treten dort verstärkt auf.

Was muss ein Verein tun, um nicht zum Anziehungspunkt für gewaltbereite Fans zu werden?

Runge: Wir haben vor der Saison ein Sicherheitskonzept mit der Polizei, der Feuerwehr und vielen anderen Stellen ausgearbeitet. Außerdem gibt es Besprechungen und spezielle Planungen und Maßnahmen vor dem jeweiligen Spiel. Wir sind vorbereitet. Wir können uns dabei zum Glück vor allem auf die Kontrolle der gegnerischen Fans konzentrieren.

Strieder: Den WSV unterstützen 15 Fangruppen, darunter drei größere. Unsere Fangruppen sind nicht gewaltbereit. Einzeltäter kann man nicht ausschließen, doch es findet nach unserer Beobachtung auf der neuen Nordtribüne an der Basis verstärkt eine Selbstkontrolle unter den Fans statt. Hier kann sogar die Zahl der Ordnungskräfte gesenkt werden.

Welcher Aufwand wurde zum Beispiel bei einem Risiko-Spiel wie gegen Dynamo Dresden betrieben?

Strieder: Bei einem so genannten 4a-Spiel müssen wir 224 Ordnungskräfte im Stadion aufbieten. Die Polizei greift im Stadion nur ein, wenn sie um Hilfe gebeten wird. Das Sicherheitskonzept unterliegt den strengen Auflagen der Fußballverbände.

Was kostet den WSV der reibungslose Ablauf einer solchen Partie?

Runge: Bei höchsten Sicherheitsanforderungen zwischen 7000 und 8000 Euro. Gegen Dresden hat sich die Zusammenarbeit mit dem privaten Sicherheitsdienst sopp-sec bewährt. Bei anderen Spielen liegen wir bei 2000 bis 3000 Euro. Im Saisonetat des WSV schlägt sich das Thema Sicherheit mit etwa 120 000 Euro pro Jahr nieder.

Am 7. September kam es in der 6. Spielklasse zum Aufeinandetreffen zwischen der U23 des Wuppertaler SV Borussia und dem KFC Uerdingen. Es kam zu Auseinandersetzungen. Was ist da schiefgegangen?

Runge: Wir hatten einen Extra-Eingang für die KFC-Fans eingerichtet und einen die Fangruppen trennenden Zaun aufgestellt. Die KFC-Fans haben trotzdem unsere Fans belästigt, beschimpft und geschlagen. Nach dem Spiel kam es zu Sachbeschädigungen. Die Gewalt ging eindeutig von den KFC-Anhängern aus. So schätzt das auch die Polizei ein. Deshalb wird von der Polizei auch empfohlen, dass das nächste Gastspiel der Uerdinger in Wuppertal gegen den Cronenberger SC aus Sicherheitsgründen ins Stadion am Zoo verlegt wird. Wir werden dagegen unser Heimspiel gegen Union Solingen mit Sicherheit am Gelben Sprung austragen dürfen. Es gibt keine grundsätzlichen Befürchtungen von Seiten der Polizei in Bezug auf Spiele unserer U23 am Gelben Sprung. Das war auch vor der Partie gegen den KFC Uerdingen nicht so.

Können Sie einer Familie mit Kindern den Besuch eines Heimspiels des Wuppertaler SV ohne Bedenken empfehlen?

Runge: Selbstverständlich, denn die Sicherheitslage im Stadion hat sich nach der Fertigstellung der beiden Stehtribünen deutlich verbessert. Kleinigkeiten sind sicherlich noch zu verbessern, aber die Entwicklung auch unter den Fans ist positiv. Der WSV hat zwei Fanbetreuer im Einsatz, und das Fanprojekt ist ordentlich angelaufen. Wobei man die Szene im Auge behalten muss, weil immer wieder jüngere Fans nachwachsen und zuweilen auch die älteren die anderen aufstacheln, wenn sich die Gelegenheit in unruhigeren Zeiten bietet. Aktuell gebührt unseren Fans und unserem Ordnungsdienst ein Lob.

Vielen Dank für das Gespräch.