John: „Ein dicker Fauxpas“

Mit seiner öffentlichen Kritik an der Nichtberücksichtigung für das Aalen-Spiel stößt Mike Rietpietsch auf wenig Gegenliebe.

Wuppertal. Mike Rietpietsch (34) ist ein Fußballer, der aufgrund seiner technischen Fähigkeiten ein Spiel entscheiden kann. An dem ehemaligen Mannschaftskapitän des WSV kann kein Trainer vorbei, wenn er sich in Topform befindet. In der sieht ihn WSV-Coach Christoph John momentan aber nicht, was jüngst auch mit einem grippalen Infekt zusammenhing, der "Riete" plagte.

Folge: John berücksichtigte ihn nicht für das Spiel in Aalen. "Aus sportlichen Gründen, weil die Trainingseindrücke nicht gut waren", so John. Über seine Nichtberücksichtigung war Rietpietsch enttäuscht, sprach nach dem Spiel in der zweiten Mannschaft Klartext.

"Ich habe am Freitag nur auf einem Zettel gesehen, dass ich für Aalen nicht dabei bin. Ich hätte erwartet, dass John mit mir spricht. Ich habe kein Problem mit ihm, erwarte aber mit meinen 34 Jahren mehr Respekt von ihm", meinte Rietpietsch, der sich nach seiner Erkrankung wieder fit fühlte.

Gestern konterte John. "Am Freitag ging es recht hektisch zu, so dass ich nicht die Möglichkeit hatte, es Rietpietsch selbst mitzuteilen, dass er nicht dabei ist. Es ist im Profifußball ein völlig normaler Vorgang, dass der Spielerkader aushängt.

Mike hat überhaupt keinen Grund, beleidigt zu sein. Ich hatte bislang mit ihm einen sehr guten Austausch, aber er hat sich an die Richtlinien zu halten und solche Dinge nicht über die Öffentlichkeit auszutragen. Ein dicker Fauxpas, so geht es nicht", sagte John. Ob der Konsequenzen für Rietpietsch im Hinblick auf das wichtige Heimspielgegen Werder Bremen II am kommenden Freitag haben wird, wollte John gestern nicht sagen.

Grundsätzlich schätzt er die fußballerischen Fähigkeiten des ehemaligen Bundesligaspielers. Dass "Riete" aussortiert werden sollte, bestreitet der Trainer. "Das gehört ins Reich der Fabel. Ich habe mit ihm vor der Saison ein Gespräch geführt, wie ich seine sportlichen Qualitäten einschätze. Daran hat sich nichts geändert.

Er muss mehr Aktionen bringen, nicht nur eine. Und fitter werden", sagt John und fügt hinzu: "Wenn ich ihn los werden wollte, dann hätte ich ihm nicht ein Zusatztraining mit Thomas Ediger am Samstag verschafft."

Rietpietschs Leistung in der zweiten Mannschaft vom Sonntag bestätigt John. Zwar traf der Mittelfeldspieler per direkt verwandeltem Freistoß zum 1:0, tauchte danach aber meist ab. Er hätte mehr bringen müssen für einen Spieler mit seinen Qualitäten.

Die Diskussionen um Rietpietsch verdeutlichen das grundsätzliche Dilemma, in dem der WSV steckt. John bringt es auf den Punkt: "Wir haben zu viel Mittelmaß im Mittelfeld. Auch Nermin Celikovic funktioniert nicht so, wie wir uns das erhofft haben." Beim 0:0 gegen Aalen wusste auch Salih Altin nicht auf der zentralen Position zu überzeugen. Offen, ob er gegen Bremen erneut eine Chance erhält.