Autoindustrie in Not – Staat soll helfen

Autobauer fordern zinsgünstige Kredite für Neuwagenkäufer. Diese Hilfe ist bei Experten jedoch umstritten.

Frankfurt. Die deutsche Autoindustrie ist in Not - und ruft nach dem Staat. Die wichtigste Branche Deutschlands mit 758 000 Beschäftigten fürchtet den Verlust von Zehntausenden Arbeitsplätzen. Zu übermächtig erscheint der gefährliche Problem-Cocktail aus drohender Rezession, Klimadebatte, hohen Spritkosten und Verunsicherung der Verbraucher.

Schon jetzt, zu Beginn des Abschwungs, drosseln die Hersteller ihre Produktion und fahren die Zahl der Leiharbeiter zurück. 2009 könnte noch dramatischer werden. Da soll der Staat einspringen: Nach den Milliardenhilfen für die notleidenden Banken verlangen nun auch die Autobauer öffentliche Unterstützung. Ob solche Hilfe wirklich nötig ist und ob sie ihr Ziel erreichen kann, ist höchst umstritten.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert von der staatlichen KfW Bankengruppe zinsgünstige Kredite für Neuwagenkäufer. "Wenn sich die Märkte beruhigen und die Verbraucher langsam wieder Vertrauen fassen, dann können wir die Krise überwinden", sagt VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Solch staatliche Hilfen hält das Kieler Institut für Krisenforschung für falsch. "Das wäre eine unsinnige Reaktion auf einen normalen konjunkturellen Abschwung", sagt der Leiter Frank Roselieb. "Man kann die Menschen nicht dazu verpflichten, ein neues Auto zu kaufen", meint auch der frühere BMW-Chefvolkswirt und heutige Leiter des Instituts für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation, Helmut Becker. "Da kann man ihnen noch so viel Geld in die Tasche stecken."

Entscheidend ist nach Ansicht vieler Kritiker, dass die Autoindustrie die Umweltfrage verschlafen und die Entwicklung von Fahrzeugen mit geringem Verbrauch und Schadstoffausstoß vernachlässigt hat. "Statt nach Staatshilfe zu rufen, sollten die Hersteller zukunftsfähige Produkte entwickeln, die den Klimaschutz-Anforderungen gerecht werden", sagt Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland.