Porsche-Chef legt Karten auf den Tisch

Der Dax reagiert mit einem enormen Kursgewinn.

Stuttgart. Nach dem Friedensgipfel zwischen den beiden Platzhirschen Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch in Salzburg tritt Porsche bei der VW-Mehrheitsübernahme kräftig aufs Gas. Bei der Aussprache in den österreichischen Bergen scheinen die Porsche-Eignerfamilien das Kriegsbeil begraben und sich auf den künftigen gemeinsamen Kurs bei Volkswagen verständigt zu haben.

Erst beteuerte Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche bei einer Betriebsversammlung im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen in blumigen Worten, dass die beiden Familien an einem Strang ziehen. Wenige Stunden später legte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking nach und verkündeten erstmals öffentlich die Pläne, in Kürze den Anteil nicht nur auf 50, sondern sogar auf 75 Prozent auszubauen.

Dieser Schritt hätte zum ersten Mal messbar weitreichende Folgen für den künftigen Riesen-Konzern Porsche/VW. Denn dieses dicke Aktienpolster macht den Weg frei für einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag. Damit würden die wichtigsten Entscheidungen nicht im VW-Aufsichtsrat, sondern in der europäischen Porsche-Holding gefällt.

Die Stuttgarter könnten dann über Vorstandsposten, neue Fahrzeugmodelle oder Standorte bei VW bestimmen. Zudem hätten sie Zugriff auf sämtliche Gewinne. Den übrigen Aktionären, vor allem dem Land Niedersachsen, stünden nur jährliche Ausgleichszahlungen zu.

Im Weg stehen einem derartigen Vertrag bisher aber noch immer die VW-Satzung und das VW-Gesetz, das eine Sperrminorität von 20 Prozent vorsieht. Während VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh empört einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag ablehnt, ist vom mächtigen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch kein Gegenwind mehr zu erwarten. Wenn Porsche VW beherrschen werde, sei daran nichts einzuwenden.

Ein Gewinner des geradegerückten Haussegens im Familien-Clan ist nicht zuletzt Porsche-Chef Wiedeking. Seitdem ihm die Porsche-Eigner den Rücken stärkten, lässt er sich erstmals seit dem Porsche-Einstieg bei VW vor drei Jahren in die Karten schauen.

Obwohl keine Meldepflicht besteht, teilte der Manager mit, Porsche habe seine Anteile an VW auf 42,6 Prozent aufgestockt und halte zusätzlich 31,5 Prozent in Form von Optionen zur Kurssicherung. Die Börse reagierte mit einem Ausrufezeichen: Die VW-Aktien legten zeitweise um 87 Prozent auf 394,10 Euro zu und waren einziger Gewinner im Dax.