Die Postbank hat sich verzockt

Das Unternehmen galt als konservativ – und beweist derzeit das Gegenteil.

Bonn. Die Deutsche Postbank stand bislang recht gut da im weltweiten Finanzdesaster. Ihr Name fand sich auf den Listen der potenziellen Katastrophenhäuser und möglichen Rettungsbittsteller nicht oben. Das hat sich nun mit einem Schlag geändert. Die Post-Tochter ist überraschend heftiger in die Turbulenzen geraten, als sich bislang nach außen abzeichnete. Auch die Postbank hat sich kräftig verzockt - unter anderem bei Lehman Brothers, der in die Pleite geschlitterten US-Investmentbank.

Erstmals seit dem Börsengang vor vier Jahren musste die Postbank im dritten Quartal einen deutlichen Verlust verbuchen - rund 449Millionen Euro vor Steuern, wie das Geldinstitut mitteilte. Schuld daran sind vor allem undurchsichtige Finanzgeschäfte.

Die in Finanzdingen eher konservative Postbank-Klientel mit rund 15 Millionen Kunden - meist Kleinsparer und Nutzer günstiger Girokonten- dürfte leicht irritiert sein. Ebenso die Aktionäre. Sie wähnten sich bei den bereits deutlichen Kursverlusten in den vergangenen Monaten in Sippenhaft für die allgemeinen Verwerfungen auf den Finanzmärkten.

Doch nun steckt die Postbank selbst tiefer im Schlamassel als erwartet. Entsprechend strafte die Börse sofort ab. Der Kurs der Aktie sackte auf ein Rekordtief von zeitweise unter 15 Euro - und damit auf die Hälfte des Ausgabekurses beim Börsengang 2004 und etwa ein Viertel unter die Höchststände noch zu Jahresbeginn. Auch auf eine Dividende für 2008 müssen die Aktionäre verzichten, eine neuerliche schmerzliche Premiere.

Mit einer für das Geldinstitut sehr kräftigen Kapitalerhöhung von rund einer Milliarde Euro soll jetzt die dünne Kapitaldecke gestärkt und für mehr Stabilität gesorgt werden. Das dürfte auch der Deutschen Bank sehr recht sein, die nach der Postbank greifen will. Der vereinbarte Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank mit Übernahme von 29,75 Prozent der Anteile der Post in einem ersten Schritt ist nach Angaben aller Beteiligten nicht in Gefahr.

Für welche Seite die neue Entwicklung nun nachteilig oder von Vorteil ist, erschließt sich in einer komplizierten Vertragslage nicht. Von außen scheint Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann angesichts des inzwischen deutlich geschrumpften Börsenwertes der Postbank mit rund neun Milliarden Euro einen sehr hohen Preis auf den Tisch gelegt zu haben. Es werde aber "nicht nachverhandelt", sagte eine Post-Sprecherin.