Die Postbank gerät in den Strudel der Finanzkrise

Deutschlands größte Filialbank hat sich verspekuliert. Dennoch lehnt sie staatliche Hilfen strikt ab.

Bonn. Die Deutsche Postbank ist durch die Finanzkrise überraschend heftig erwischt worden und in die roten Zahlen gerutscht. Die Post-Tochter musste im dritten Quartal auch wegen eines risikoreichen Engagements bei der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers einen Vorsteuerverlust von fast einer halben Milliarde Euro hinnehmen, wie das Unternehmen mitteilte. Nun braucht Deutschlands größte Filialbank, die bislang glimpflich durch die Turbulenzen gekommen war, eine Milliarde Euro neues Kapital.

Dazu soll es im vierten Quartal mit Hilfe des Mehrheitseigners Deutsche Post eine Kapitalerhöhung geben. Hilfe aus dem Rettungspaket der Bundesregierung will das Geldinstitut nicht in Anspruch nehmen. "Die Postbank wurde im dritten Quartal von der Finanzkrise hart getroffen", sagte Postbank-Vorstandschef Wolfgang Klein, die Spareinlagen seien allerdings nicht in Gefahr. Insgesamt musste das Institut von Juli bis September Belastungen von rund einer Milliarde Euro verkraften.

Das in nur wenigen Wochen geschnürte europaweite Rettungspaket bezeichnete Klein zwar als "Großtat". Er werde es aber auch in Zukunft so halten, dass er bei einer aufkommenden Fragestellung zunächst zusammen mit den Investoren nach einer Lösung suche. "Wir wollen die aktuellen Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen und sind aus heutiger Sicht davon überzeugt, dass wir die richtigen Maßnahmen ergriffen haben, um das zu schaffen."

Sollte sich bei einer weiteren Zuspitzung der Krise ergeben, dass die Postbank weiteres Kapital braucht, werde ebenfalls zuerst das Gespräch mit den Investoren gesucht. "Solange wir das privatwirtschaftlich angehen können, werden wir das auch privatwirtschaftlich lösen."

Die Postbank verbuchte im dritten Quartal einen Verlust vor Steuern von 449 Millionen Euro - nach einem Gewinn von 350 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Die Belastungen aus dem Engagement bei Lehman Brothers machten allein 364 Millionen Euro aus.