Börse: Die absurden Wetten auf VW

Volkswagen war gestern zeitweise die teuerste Aktiengesellschaft der Welt.

Frankfurt. Der Kurs der VW-Aktie spielt verrückt - und wirbelt auch das deutsche Börsenbarometer Dax durcheinander. Gestern schoss der Kurs der VW-Stammaktien zeitweise über die Marke von 1000 Euro hinaus. Der Autobauer Volkswagen hatte damit einen vermeintlichen Marktwert von rund 300 Milliarden Euro und wurde kurzzeitig zur teuersten Aktiengesellschaft der Welt - vor Exxon Mobil, General Electric und Microsoft.

Die Bewegungen des deutschen Börsenbarometers DAX, wo VW zeitweise rund ein Drittel der Marktkapitalisierung darstellte, verlieren damit an Aussagekraft für den Gesamtmarkt und lassen ihn massiv schwanken. Kritiker des "Spielcasinos Börse" sehen sich bestätigt.

Der Höhenflug der VW-Aktie stellte viele Börsianer vor Rätsel. Die Entwicklung lässt sich nur durch zwei besondere Umstände erklären. Erstens: Nur noch ein sehr kleiner Bruchteil der VW-Stammaktien befindet sich im freien Umlauf. So gehören 42,6 Prozent der Anteile Porsche, für weitere 31,5 Prozent der Aktien hat der Stuttgarter Sportwagenhersteller Kaufoptionen. Gut 20 Prozent liegen beim Land Niedersachsen. Übrig für den Handel bleiben damit theoretisch nur noch weniger als sechs Prozent - und damit bestimmen nur noch wenige Marktteilnehmer den Preis.

Dies allein kann aber die massiven Kursschwankungen unter normalen Umständen nicht erklären. Hier kommt Punkt zwei: Bei VW hatten zahlreiche Anleger auf fallende Preise gewettet - schließlich galt die Aktie vielen ohnehin schon als zu teuer. Manche liehen sich dazu Aktien von freien Anteilseignern oder aus den Beständen derjenigen, die Porsche die Lieferung der VW-Aktien zu einem späteren Zeitpunkt versprochen haben.

Dabei verkauften sie die Aktien und hofften auf fallende Preise, um die Papiere billiger wieder einzusammeln. Geht die Wette aber nicht auf, müssen sie die Papiere zurückkaufen - teils für jeden Preis und treiben damit die Kurse in schwindelnde Höhen.

Der Hammerschlag für manche Investoren kam am vergangenen Wochenende, als Porsche seine Anteilsstände bekanntgab - und über deutlich mehr Aktien verfügte, als viele erwartet hatten. "Wenn Mangel ist und nicht genug geliefert werden kann, dann gehen die Preise nach oben", erläutert der Chef des Deutschen Aktieninstituts, Rüdiger von Rosen.