Datenschutz: Die vielen Lecks der Deutschen Telekom

Wieder eine Sicherheitslücke im Konzern – und ein Ende der Skandale ist nicht abzusehen.

Bonn. Die Deutsche Telekom kommt beim Thema Datenschutz nicht aus den Schlagzeilen. Seit knapp einem halben Jahr reiht sich ein Vorwurf an den nächsten und erinnert damit allmählich an die Dopingaffäre beim Radteam T-Mobile, die sich über Jahre hinzog.

Den Auftakt bildete die Bespitzelung von Journalisten, die das Unternehmen Ende Mai eingestehen musste. Seitdem räumte das Unternehmen eine Sicherheitslücke in der zentralen Kundendatenbank sowie Spionageattacken auf Aufsichtsräte ein.

Am Wochenende bestätigte der Konzern nun, dass bereits vor zwei Jahren 17 Millionen Kundendaten von den Rechnern der Mobilfunksparte T-Mobile gestohlen wurden.

Mit "erheblicher krimineller Energie" seien die Diebe vorgegangen, sagt Philipp Humm, Deutschlandchef von T-Mobile. Wie schon in den vorangegangen Fällen ist Telekom-Chef René Obermann bei dem am Wochenende bekanntgewordenen Datendiebstahl nicht Treiber, sondern Getriebener. Immer mussten die Vorwürfe von der Presse öffentlich gemacht werden, erst dann folgte das Eingeständnis der Telekom-Oberen.

Brisant ist dies vor allem bei der Spionageattacke von Journalisten und Aufsichtsräten. Obwohl Obermann bereits im Jahr 2007 über die Bespitzelung von "Capital"-Redakteur Reinhard Kowalewsky erfahren und personelle Konsequenzen gezogen hatte, folgte erst nach einem "Spiegel"-Bericht im Mai 2008 das Eingeständnis.

Für Obermann spricht immerhin, dass er versucht, die Probleme zu lösen. So engagierte er den BGH-Richter Gerhard Schäfer und den früheren BKA-Vize Reinhard Rupprecht, um die Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten zu untersuchen.

Dazu analysiert die Kölner Kanzlei Oppenhoff & Partner den Sicherheitsapparat des Telekomriesen und deckte dabei in einem ersten Zwischenbericht Mängel auf. Wie ernst Obermann die Aufklärung betreibt, wird sich aber erst zeigen, wenn alle Ergebnisse auf dem Tisch liegen.

Nach den Datenpannen der vergangenen Monate geht nun im Konzern die Frage um, wann die nächste Bombe hochgeht. "Wir schauen nun, was in Sache Daten noch kommen kann", sagte ein Manager am Wochenende.

Als ein möglicher Schwachpunkt gilt die Adresshandels-Tochter SAF Unternehmensverbund. Dort lagern die Daten von vielen Millionen Telekomkunden. Zudem können SAF-Nutzer über das Internet auf Melderegister und Gerichtsdaten zugreifen. Gegen ein kleines Entgelt versorgt einen SAF auch mit Telefonnummern und Email-Adressen, soweit diese vorhanden sind.