Meinung Hauptversammlung: Bayer, Monsanto und die US-Gerichte

Meinung · Was für ein Tag für Werner Baumann. Diesmal sind es nicht wie üblich nur die Vertreter der Ökofraktion, die den Bayer-Chef verbal angreifen. Die Kritiker kommen von Fondsgesellschaften, es sind Vermögensverwalter, die um den Wert ihrer Anlage fürchten.

Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG bei der Bayer - Hauptversammlung.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Baumann hat bei der Hauptversammlung also jene gegen sich, die sonst auf seiner Seite sind. Kein Wunder: 38 Prozent hat die Aktie binnen zwölf Monaten verloren. Nie zuvor hat ein traditionsreicher Dax-Konzern Reputation und Wert so rasant eingebüßt. Der Vorgang ist so dramatisch, dass sich Aufsichtsratschef Werner Wenning bei den Aktionären entschuldigt.

In der Sache bleibt Baumann aber hart. Die Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto sei richtig gewesen – allen Risiken durch das angeblich krebserregende Herbizid Glyphosat zum Trotz. Baumann ist sicher, dass die Urteile gegen Bayer/Monsanto vor den US-Gerichten keinen Bestand haben werden. Vielleicht hat der Bayer-Chef recht. Vielleicht werden die mittlerweile 13 400 Schadenersatzklagen wegen Glyphosat letztlich zurückgewiesen. Oder Bayer schließt Vergleiche, die den Konzern nur mit einem sehr niedrigen Milliardenbetrag belasten. Der Aktienkurs würde dann in die Höhe schließen. Und Baumann wäre der Star. Denn er hätte Bayer in einer Schlüsselbranche zum Weltmarktführer gemacht – dem Geschäft mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln.

Es kann aber auch anders laufen. Die Rechtsrisiken durch den Kauf von Monsanto sind unkalkulierbar. Schlimmstenfalls muss Bayer Schadenersatz in einem hohen zweistelligen Milliardenbereich leisten. Und dann ist die Gefahr groß, dass ein 156 Jahre altes Unternehmen übernommen oder zerschlagen wird. Bayers Zukunft liegt faktisch in der Hand von US-Gerichten. Die Verantwortung, ein Risiko von solcher Tragweite eingegangen zu sein, trägt der Vorstand unter Leitung von Werner Baumann.