Vorwerk: Kobold-Absatz stockt

Bilanz: 100 Stellen fallen weg. Die Wuppertaler verkaufen weniger Staubsauger in Deutschland.

Wuppertal. Der grün-beige Kobold-Staubsauger gehört zu den Klassikern in Deutschland. Seit Jahren garantiert er dem Wuppertaler Familienunternehmen Vorwerk gute Absatz- und Umsatzzahlen. Doch gerade in seinem Heimatland Deutschland ist der Kobold-Absatz im vergangenen Jahr mächtig ins Stocken geraten. Der Umsatz sank um 9,5 Prozent auf 275 Millionen Euro. Auch im laufenden Geschäftsjahr wird mit einem Umsatzrückgang um fünf Prozent gerechnet.

"Damit sind wir natürlich gar nicht zufrieden", sagt Achim Schwanitz, persönlich haftender Gesellschafter der Vorwerk Unternehmensgruppe. Angesichts der Absatz-Schwäche sei sogar Platz zwei auf dem deutschen Staubsauger-Markt hinter Siemens in Gefahr. Der Vorwerk-Anteil am deutschen Staubsaugermarkt ist nach Angaben von Schwanitz wahrscheinlich von elf auf 10,5 Prozent gesunken. Dadurch könnte Miele Vorwerk überholt haben. Noch liegen zwar die endgültigen Zahlen nicht vor, doch Vorwerk hat bereits Gegenmaßnahmen beschlossen: Das Wuppertaler Unternehmen wird in der Kobold-Sparte rund 100 Stellen streichen. Im gesamten deutschen Direktvertrieb arbeiten 2300 Beschäftigte.

Als Hauptgrund für die deutsche Absatzschwäche nennt Schwanitz ausschließlich Nachwuchsprobleme im Staubsauger-Direktvertrieb. "Wir suchen dringend qualifizierte selbstständige Handelsvertreter", sagt Schwanitz.

Um den deutschen Markt flächendeckend bearbeiten zu können, seien rund 10 000 Vollzeit-Handelsvertreter notwendig. Derzeit habe Vorwerk allerdings nur 4000 Kobold-Berater in Deutschland, die im Durchschnitt zwischen 3500 und 5000 Euro monatlich verdienen. "Angesichts der besseren Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt entscheiden sich viele Bewerber eher für eine feste Vollzeitstelle, als freiberuflich Staubsauger zu verkaufen", vermutet der persönlich haftende Gesellschafter.

Um den Kobold-Absatz in Deutschland anzukurbeln, testet Vorwerk neue Vertriebsstrategien. Erstmals sollen auch Vertreter in Teilzeitarbeit den Kobold verkaufen - "gerne auch Frauen", sagt der persönlich haftende Gesellschafter Markus von Blomberg. Dieses Modell wird bereits seit Jahren etwa bei der Küchenmaschine Thermomix praktiziert. Außerdem sollen die Berater verstärkt in den Abendstunden und samstags nach Terminabsprache die Geräte bei den Kunden vorführen.

Dass die Umsatzdelle beim Kobold etwas mit dem Produkt zu tun haben könnte, schließt die Geschäftsführung aus: "Produkt und Qualität stimmen." Im Ausland sei der Staubsauger "made in Wuppertal" weiter auf dem Vormarsch. "In Italien ist der Kobold unter dem übersetzten Namen Folletto Marktführer. Und auch die Chinesen kaufen gerne den Kobold", so Schwanitz. Derzeit entwickelt Vorwerk eine 110-Volt-Variante, die auf Sicht auch in den USA auf den Markt kommen könnte.

Insgesamt ist Vorwerk mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr zufrieden. Das Geschäftsvolumen stieg 2006 um sieben Prozent auf den Rekordwert von 2,34 Milliarden Euro. Für 2007 plant Vorwerk ein Umsatzplus von fünf Prozent. Angaben zum Gewinn macht das Familienunternehmen traditionell nicht. Schwanitz: "Wir sind sehr zufrieden."