Großaktionär: Russen-Milliardär baut auf Hochtief
Der Essener Bauriese hat mit Basic Element einen neuen Eigentümer. Ein lukratives Russland-Geschäft winkt.
<strong>Essen/Moskau. Der russische Multi-Milliardär Oleg Deripaska baut seinen Anteil an Hochtief kontinuierlich aus. Waren es Anfang Mai zur Hauptversammlung des größten deutschen Baukonzerns erst drei Prozent, so hält Deripaska über seine Investmentfirma Basic Element nun 9,99 Prozent. Damit hat er bei Hochtief aber noch nicht das Sagen und bleibt nach einer spanischen Gruppe nur die Nummer 2. Der Milliardär August von Finck hatte Ende März seine langjährige Beteiligung von 25,08 Prozent an den Essenern an den führenden spanischen Baukonzern ACS weitergereicht. Bereits damals soll Deripaska Interesse angemeldet haben, kam aber nicht zum Zuge.
Der Essener Bauriese hat die Russen selbst eingeladen
Was der russische Oligarch mit Hochtief vorhat, muss nicht schlecht sein. Die Essener, die sich mehrmals einen Statthalter in Moskau (strategischen Partner) gewünscht hatten, um den russischen Markt aufzurollen, haben damit Deripaska praktisch eingeladen. Vor kurzem war der auch mit 30 Prozent beim österreichischen Baukonzern Strabag eingestiegen. Hintergrund heute wie damals: Deripaska besitzt mit Hochbau, Baustoffen sowie Immobilien und Straßen bereits einen der größten Bautrusts in Russland. Der soll mit westlichem Know-How für den zu erwartenden Bauboom jetzt auf Vordermann gebracht werden. Für Aufträge wird der Oligarch, der in Moskau als Putin-Vertrauter alle Fäden ziehen kann, schon sorgen.Für die nächste Zukunft wollen die Russen bei Hochtief nicht weiter aufstocken, vielleicht auch, um nicht in politische Fettnäpfchen zu treten. Einige Kreise in Berlin sehen russische Investitionen in Deutschland immer noch skeptisch. Bei der Übernahme der Strabag-Anteile hieß es auch: "Die Russen kommen."
Hochtief begrüßte das Russen-Engagement. "Wir begrüßen alle neuen Aktionäre, die Chancen auf einen attraktiven Markt mitbringen", sagte ein Sprecher. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter hatte Deripaska bereits vor zwei Wochen auf der Hauptversammlung ermutigt: "Dies ist möglicherweise ein geeigneter Partner, mit dem wir Projekte in Russland realisieren wollen", sagte er.
Vermögen Oleg Deripaska (39), mit einem geschätzten Vermögen von über 16 Milliarden Dollar nach neueren Zahlen der reichste Russe - noch vor Roman Abramowitsch - ist einer der jüngsten Oligarchen Russlands. Nachdem er sich mit dem Kreml arrangiert hatte, gilt er als Vertrauter des scheidenden Präsidenten Wladimir Putin.
Aufstieg Als die Sowjetunion 1991 zusammenbrach hatte Deripaska gerade sein Studium der Physik in Moskau abgeschlossen und folgt als Broker dem Geruch des Geldes an der Aktien- und Rohstoffbörse - vornehmlich mit Aluminium. Mit 26 wird er Chef der drittgrößten russischen Aluminiumschmiede, nachdem er vorher die Aktien dafür zusammengekauft hatte. Mitte der 90er Jahre findet ein brutaler Machtkampf um diesen Industriezweig mit Auftragsmorden und Betrug statt - Deripaska überlebt und kauft eine Hütte nach der anderen zu. Heute ist der Oligarch mit seinem Konzern RusAl Alleinherrscher in Russland und weltweit die Nummer eins. Er kontrolliert knapp ein Fünftel der weltweiten Produktion.
Investment Deripaskas Investmentgesellschaft heißt profan Basic Element (kurz: Basel). Sie ruht neben Aluminium auf vielen Säulen wie Auto- und Flugzeugbau, aber auch einem der größten Bautrusts Russlands. Die "wilden 90er Jahre" belasten den Oligarchen heute: Wegen Verbindungen des Milliardärs zur Unterwelt lehnen die USA es ab, ihm ein Visum zu erteilen.