Chrysler: In Zukunft nur noch „Daimler AG“
Für 5,5 Milliarden Euro ist der US-Autobauer verkauft. Die Stuttgarter bleiben nur noch Minderheitsaktionär.
Stuttgart. Die Welt AG von Daimler-Chrysler ist Geschichte: Daimler-Chef Dieter Zetsche zerschlägt sie, wie er erstmals vor drei Monaten angedeutet hatte, und macht den Stuttgarter Autobauer zur schlichten "Daimler AG".
Als "Hochzeit im Himmel" wurde die 1998 vom damaligen Vorstandschef Jürgen Schrempp eingefädelte Fusion von Daimler und Chrysler einst gefeiert. Für 5,5 Milliarden Euro (7,4 Milliarden Dollar) gehen jetzt 80,1 Prozent von Chrysler an der US-Finanzinvestor Cerberus. Nach nur neun Jahren hat sich das ungleiche Paar aus Deutschland und den USA auseinander gelebt. Chrysler findet sich statt im Himmel jetzt in der Unterwelt wieder - beim Höllenhund der griechischen Sagenwelt.
Die Arbeitnehmer, die vor kurzem noch den Einstieg von Finanzinvestoren abgelehnt hatten, erklärten ihre Zustimmung zu dem Deal. Auch die Börse honorierte die Trennung. Die Aktie machte einen Sprung um fast sechs Prozent in der Spitze.
John W. Snow, ehemaliger US-Finanzminister und heutiger Verwaltungsratschef von Cerberus, sagte: "Wir glauben an Chrysler." Man wolle eine gute Heimat für Chrysler sein und verfolge langfristige Ziele. Cerberus-Scout Wolfgang Bernhard komme aber nicht ins Chrysler-Management.
Chrysler: Der 1923 vom deutschstämmigen Walter P. Chrysler gegründete US-Autobauer Chrysler wird von amerikanischen Automobilexperten gern als Achterbahn (Roller Coaster) bezeichnet. In der Geschichte des Konzerns ging es immer wieder dramatisch auf und ab - daran hatte auch der Einstieg von Daimler-Benz in Stuttgart im Jahr 1998 nichts geändert. Ob Cerberus nun mehr Glück haben wird, wird sich zeigen - Experten verweisen aber darauf, dass die US-Autobauer seit Jahren kräftig Marktanteil an die Konkurrenz aus Japan und Korea verlieren.
Cerberus: Nach Cerberus, dem dreiköpfigen Höllenhund, der in der griechischen Mythologie das Tor zur Unterwelt bewacht, hat Stephen Feinberg seine Investmentfirma benannt. Mit einem Startkapital von zehn Millionen Dollar hatte der frühere Wall-Street-Händler die Gesellschaft 1992 gegründet. Heute verwaltet sie Vermögenswerte von über 20 Milliarden Dollar und hat in 50 Firmen investiert.