Energiebranche: RWE ist trotz Dementis ein Übernahmekandidat
Wilde Gerüchte elektrisierten nicht nur die Börsen.
<strong>Essen. Am Freitag Morgen überschlugen sich die Gerüchte: Europas größter Energiekonzern, Electricité de France (EdF), will sich Deutschlands führenden Stromerzeuger RWE einverleiben, lauteten sie. Losgetreten hatte die Fusions-Spekulation der Südwestrundfunk. Die Börse jubelte, die RWE-Aktie schnellte um sieben Prozent in die Höhe. Am Nachmittag lag sie noch mehr als fünf Prozent über dem Vortag - trotz aller Dementis.
Und die Dementis kamen schnell. Im Kanzleramt wusste niemand etwas von einem bereits stattgefundenen Treffen über die Fusion, ein Absichtsbrief (Memorandum of Understanding) war unbekannt. EdF dementierte Kontakte, RWE kommentierte - wie immer - Gerüchte nicht.
Und doch schließen Branchenbeobachter nicht aus, dass EdF auf RWE als Braut schielt. Schließlich befindet sich seit der verordneten Öffnung die europäische Energiebranche in einer langen Konsolidierungsphase. Zwar hat die Fusion der deutschen Eon mit der spanischen Endesa nicht geklappt. Aber die Spanier werden zerschlagen.
RWE gilt spätestens seit dem Verkauf seiner Wassersparte und den dadurch erzielten Milliarden Euro in der Konzernkasse als Übernahmekandidat. Das musste auch der im Februar 2008 ausscheidende RWE-Chef Harry Roels auf der Hauptversammlung zugeben: "Übernahmeversuche sind nicht auszuschließen", sagte er. Zudem gibt es derzeit mit dem Roels-Weggang ein Machtvakuum.
RWE ist hinter Eon und Enel die Nummer vier in Europa. Das Unternehmen ist zu 30 Prozent im Besitz von Kommunen und Deutschlands größter Stromproduzent. Bei einem Umsatz von gut 44 Milliarden Euro verdiente RWE 2006 unter dem Strich 3,8 Milliarden Euro.
EnBW Die Energie Baden-Württemberg AG ist der viertgrößte deutsche Energieversorger. Sie setzte im vergangenen Jahr mehr als 13 Milliarden Euro um.