Stellenumbau: Verdi wartet auf Signal der Telekom

Nach einer Woche Arbeitskampf bei der Deutschen Telekom sind die Tarifpartner von Politikern zu einem schnellen Ende des Konflikts aufgefordert worden. Übernahmewillige Konzerne haben sich bereits zu Wort gemeldet.

Berlin. Die eine Woche Arbeitskampf bei der Deutschen Telekom wegen des geplanten massiven Stellenumbaus hat erste Spuren hinterlassen. Ein Neuanschluss dauert jetzt sechs Wochen. Es zeigen sich aber auch bereits Ermüdungserscheinungen. Während am vergangenen Mittwoch noch 15 000 Telekom-Werker auf der Straße waren, waren es am Sonntag - vielleicht auch wegen Vatertag und Brückentag - nach Gewerkschaftsangaben nur noch halb so viele. Am Montag erwartet Verdi aber wieder über 10 000 Menschen im Streik.

Russischer Telefonkonzern liebäugelt mit dem rosa Riesen

Inzwischen hat sich die Politik beim rosa Riesen, der noch zu rund 30 Prozent im Staatsbesitz ist, stärker eingemischt. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) warnte in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" vor den verheerenden Folgen des Arbeitskampfes. "Ein wochenlanger Streik würde die Telekom in Lebensgefahr bringen", sagte er und fügte hinzu: "Es muss schnell gehen." Zugleich warnte er wegen des "miserablen" Aktienkurses vor einer Übernahme. Auch Telekom-Chef René Obermann hatte auf der Hauptversammlung befürchtet, dass die Telekom ein Fall für "Heuschrecken" werden könnte. Am Sonntag meldete sich ein weiterer Übernahmewilliger, die russische Sistema, erneut zu Wort, die bereits im vergangenen Herbst mit einem 25-Prozent-Anteil am Bonner Riesen öffentlich geliebäugelt hatte. Es wäre "für beide Seiten das Beste", einen gemeinsamen Telekommunikationskonzern zu formen, sagte Sistema-Chef Alexander Gontscharuk dem "Handelsblatt". Das würde einen Mega-Konzern schaffen, der Standbeine vom amerikanischen über den europäischen bis hin zum asiatischen Markt hätte. Gontscharuk sieht aber weiter politische Hindernisse. Zudem stecke die Telekom derzeit in einer schwierigen Lage. Verdi-Chef Frank Bsirske zeigte sich in der ZDF-Sendung erstmals verhandlungsbereit. Beide Seiten müssten überlegen, wie sie aufeinander zugehen können, sagte er. Verdi wartet offenbar auf ein Signal des Telekom-Vorstands, der die Tür nicht zugeschlagen hatte. Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder sagte, dafür müsse die Telekom aber ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen. "Nur dann ist es sinnvoll, die Verhandlungen wieder aufzunehmen." Für beide Seiten drängt die Zeit, so dass die kommende Woche entscheidend werden könnte. Obermann will erklätermaßen die Auslagerung von T-Service zum 1. Juli vollziehen. Das gehe auch ohne Tarifeinigung. Allerdings müssen die Beschäftigten darüber vier Wochen vorher über künftige Arbeitsbedingungen schriftlich informiert werden, um von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch machen zu können. Deshalb müsste bis Pfingstmontag eine Einigung erreicht werden, glauben Beobachter.

Streikgründe

Auslagerung: Im Streik geht es um die Pläne des Telekom-Vorstands, 50 000 T-Com-Jobs in Service-Gesellschaften auszulagern. Dort sollen die Mitarbeiter neun Prozent weniger verdienen und zugleich 38 statt 34 Stunden pro Woche arbeiten. Im Gegenzug soll es einen Kündigungsschutz bis 2011 geben.