Auszeichnung für Pina Bausch: „Ich habe noch viel vor“
Die Choreographin Pina Bausch erhält den mit 400 000 Euro dotierten Kyoto-Preis für ihr Lebenswerk und denkt nicht ans Aufhören. In ihrer Wahlheimat Wuppertal könnte sie demnächst zur Ehrenbürgerin ernannt werden.
<strong>Düsseldorf. Als erste Künstlerin erhält Pina Bausch in diesem Jahr den Kyoto-Preis, neben dem Nobelpreis eine der höchsten Ehrungen im Bereich Kultur und Wissenschaft. Der von dem japanischen Konzern Kyocera ins Leben gerufene Preis ist mit 50 Millionen Yen (ca. 400 000 Euro) dotiert und wird am 10. November in Kyoto vergeben. Und da das Land schließlich das Tanztheater Wuppertal mitfinanziert, ließ es sich Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff gestern auch nicht nehmen, der Choreografin vor versammelter Presse zu gratulieren und sich im Glanz der "unbestreitbaren Nummer eins in NRW" zu sonnen. Schließlich hat das Land Ende vergangenen Jahres den Zuschuss für die Wuppertaler Compagnie um 50 Prozent aufgestockt. Während die Herren (neben Grosse-Brockhoff waren noch der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung und der Kyocera-Europa-Chef Mitsuru Imanaka dabei) der Reihe nach gratulierten, sah die Tanztheater-Chefin etwas unglücklich aus über den ganzen Rummel, der um sie gemacht wird. Gewohnt bescheiden bedankte sich die 67-Jährige und sprach von einer erneuerten Verantwortung für ihr Ensemble, die sie durch den Preis empfinde.
"Egal wie viel ich weiß, ich weiß immer zu wenig."
Pina Bausch gestern darüber, dass sie sich in fremden Ländern das Sehen jedesmal neu erobern muss.
Die vielen fremden Länder, die sie mit ihrem Ensemble bereist hat, waren immer Motivations- und Inspirationsquellen. "Sonst wäre die Arbeit gar nicht möglich gewesen. Sonst hätte ich nicht die Kraft gehabt, so lange an einem Haus zu bleiben", gibt die Choreografin zu, die seit 1973 der Stadt Wuppertal die Treue hält.
Durch Gastspielreisen seien in der ganzen Welt Freundschaften entstanden. Auch ihre Koproduktionen, wie zuletzt mit Indien, beruhen auf Vertrauen. "Wir sind immer dazu eingeladen worden", sagt die Choreografin. Mit Japan, wo sie im November ausgezeichnet wird, pflegt sie eine "starke und wunderbare Verbindung". Im März 2008 sind wieder Gastspiele dorthin geplant.
Ausruhen könne sie sich aber nicht auf einem solchen Preis, auch wenn er ihr Lebenswerk auszeichne: "Der Alltag ist mit viel Arbeit verbunden." Nicht nur die neuen Choreografien seien ihr wichtig, sondern auch jede einzelne Vorstellung, wie derzeit in Wuppertal, wo u.a. "Keuschheitslegende" wieder gezeigt wird.
Befürchtungen, die "Botschafterin Wuppertals" (so Peter Jung) könne ans Aufhören denken, zerstreute Pina Bausch: "Ich habe mir keinen Zeitpunkt gesetzt. Ich habe noch furchtbar viel vor", sagte sie. Was sie allerdings mit dem Preisgeld machen will, hat sie sich noch nicht überlegt. Dafür hat sie auch kaum Zeit.
Kyoto-Preis: Die Auszeichnung wurde 1984 von Kazuo Inamori, dem Gründer des Technologie-Konzerns Kyocera, ins Leben gerufen.
Preisträger: Unter anderem: Jürgen Habermas, Nikolaus Harnoncourt, Maurice Béjart, Roy Lichtenstein, Olivier Messiaen, John Cage, Peter Brook und Tadao Ando.