Ballett/Hans van Manen: Eine deutsche Entdeckung
Wie einen Nationalhelden feiern die Niederländer den Choreografen Hans van Manen zum 75. Geburtstag mit einem Festival.
<span style="font-weight: bold;">Amsterdam. Gab es je ein derartiges Spektakel für einen lebenden Choreografen? Wie ein Nationalheld wird Hans van Manen zu seinem 75. Geburtstag, der bereits am 11. Juli war, in seiner Heimat gefeiert: Das Niederländische Nationalballett richtet seinem Haus-choreografen ein hochkarätiges, dreiwöchiges Tanz-Festival (bis 30. September) aus. Bei der Eröffnungsgala im Amsterdamer Muziektheater mit viel Prominenz war der weltberühmte Ballettschöpfer sogar wortwörtlich in aller Munde - wer ließ sich schon die Pralinen mit dem goldenen "Van-Manen-75-Jaar"-Schriftzug entgehen? Die Krönung aber: Selbst Königin Beatrix und Prinzessin Maxima gaben sich die Ehre. Für Ihre Majestäten hatte van Manen eine Modern-Dance-Choreografie in Holzpantinen, "Clogs", mit Schülern Amsterdamer Tanzinstitute einstudiert, die die Damen sichtlich amüsierte.
Das Festprogramm präsentiert 20 Ballette des mittlerweile über 120 Werke umfassenden Oeuvres van Manens, interpretiert von Weltklasse-Compagnien wie dem Kirow-Ballett, San Francisco Ballet und natürlich dem Niederländischem Nationalballett und dem Nederlands Dans Theater. Geladen sind zudem das Stuttgarter Ballett, das ballettmainz und das Bayerische Staatsballett München. Sie alle treten ohne Gage auf - anders wäre das Event nicht finanzierbar gewesen.
Dass deutsche Compagnien stark vertreten sind, erklärt die Ballettgeschichte. Eigentlich sei er "eine deutsche Entdeckung", hat van Manen stets betont. Es waren deutsche Opernhäuser, die ihn und sein Ensemble schon Ende der 1960er Jahre einluden, und es waren deutsche Kritiker, die sein Werk als erste anerkannten. So erteilte die Rheinoper van Manen 1971 den ersten Auslandsauftrag, "Keep going".
Der Galaabend nun schlug einen wunderbaren Bogen vom mutigen Frühwerk zu den diffizilen Pas de Deux der 1990er Jahre. In "Metaforen" (1965), makellos getanzt vom Nationalballett, überwindet van Manen Balanchines Neoklassik, indem er Alltagsgesten verwendet und das Ballett humanisiert - die Tänzer blicken nicht mehr starr ins Publikum, sondern wenden sich einander zu. Zudem enthält "Metaforen" den - noch dazu recht lyrischen - ersten Männer-Pas-de-Deux der Tanzgeschichte.