Gegen alle Leiden der Liebe
Ruhrtriennale: Regisseur Willy Decker inszeniert in der Gebläsehalle eine Deutung der Tristan-Saga als Oratorium von Frank Martin.
Duisburg. Die Musik setzt im Dunkeln ein, auch die letzten Töne verhallen in der Finsternis. Das "finstere" Mittelalter ist das Thema der diesjährigen Ruhrtriennale, und so holte Willy Decker (Regisseur der berühmten Salzburger "Traviata" mit Netrebko und Villazón) ein selten gespieltes Werk aus dem Dunkel des Vergessens: Frank Martins "Le Vin herbé", wörtlich: der Kräuterwein.
Die Solisten treten nur zu ihren Auftritten aus dem Chor heraus, wie zu rituellen Handlungen. Wenige zeichenhafte Requisiten spielen mit: Eine Kugel teilt sich in zwei Hälften, die zu den Kelchen werden, aus denen Tristan und Isolde ihren Zauberwein trinken, und vereinigt sich wieder zum Symbol ihrer Liebe; ein Schwert wird zum Kreuz des Leidens; an seiner Krone trägt König Marke schwer, und angesichts des schwarzen Boots ahnt man schon den Sarg.
Das junge Ensemble unter der Leitung von Friedemann Layer singt und spielt mit höchster Konzentration. Dass die Gebläsehalle im ehemaligen Duisburger Stahlwerk mit ihren Rundbogenfenstern wie eine Kirche wirkt, verstärkt noch den spirituellen Eindruck dieser Aufführung, die besonders in ihren leisen Momenten beinah verzaubern kann.
Ca. 100 Min., keine Pause, Auff.: 4., 6., 8., 10. September, 20 Uhr, Gebläsehalle, Landschaftspark Duisburg-Nord