Peymann erobert Bochum

Ruhrtriennale: Dem Regisseur ist in diesem Jahr einer der Schwerpunkte des Festivals gewidmet. "Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen" bildete den Auftakt eines diesjährigen Schwerpunktes.

<strong>Bochum. Sein Markenzeichen sind der schwarze Anzug mit dem schwarzen T-Shirt darunter. So steht er auch auf der Bühne in Bochum: Claus Peymann spielt Claus Peymann. Thomas Bernhard schrieb ihm drei Dramolette auf den Leib, die nun bei der RuhrTriennale im Bochumer Schauspielhaus zu sehen waren. "Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen" bildete den Auftakt eines diesjährigen Schwerpunktes. Nach Andrea Breth und Peter Zadek widmet sich die RuhrTriennale diesmal dem Intendanten des Berliner Ensembles. Der genießt in Bochum eine Art Heimvorteil, auch wenn seine dortige Intendanz (1979-1986) bereits über 20 Jahre zurück liegt. Als er am Anfang des Theaterabends die Flagge seines Bochumer Ensembles hisst, bricht im Publikum spontaner Jubel aus: Das legendäre Bochumer Publikum liebt Claus Peymann immer noch. Deshalb will er es am liebsten gleich mit in die Koffer packen, die er zu Beginn des Dramoletts "Claus Peymann verläßt Bochum und geht als Burgtheaterdirektor nach Wien" packt: "Das Haus und den Applaus nehme ich mit", erklärt er resolut gegenüber seiner Sekretärin Fräulein Schneider. Diese spielt Hermann Beil, genau wie alle Rollen dieser kleinen, ironischen Selbstbeschauung. Der Dramaturg hat Peymann auf allen Stationen begleitet: von Stuttgart über Bochum und Wien bis nun ans Berliner Ensemble. "Er ist mein Existenznerv", lässt Thomas Bernhard Peymann über Beil in dem Stück sagen. Die beiden funktionieren auch auf der Bühne wie ein altes Ehepaar: Der eine weiß immer schon vorher, was der andere als nächstes sagen und machen wird. Peymann schwadroniert, Beil hört geduldig zu und verdreht ab und zu die Augen.

"Schiller ist für mich der Gerd Müller unter den Autoren: Goethe ist besser, aber Müller schießt die Tore."

Der Förderturm wechselt im Bühnenhintergrund mit dem Burgtheater. Im zweiten Dramolett spielt Beil dann Thomas Bernhard, jenen alten österreichischen Grantler und "Nestbeschmutzer", der mit Kritik und Polemik an seiner Heimat nie geizte. Gemeinsam kaufen sie eine Hose und gehen essen.

Thomas Bernhard gehörte zu jenen Dramatikern, mit denen Claus Peymann eine jahrelange Freundschaft pflegte. Bis zu Bernhards Tod 1989 brachte er dessen Stücke auf die Bühne und gehörte zu seinen Entdeckern und Weggefährten. Genau wie mit Peter Handke, Botho Strauß, Heiner Müller, Elfriede Jelinek, Christoph Ransmayr und anderen Autoren, deren Werk Peymann schätzt und fördert. Es sind oft genauso unbequeme Menschen wie er selbst, die ihren eigenen Kopf und ihre Ideen haben - und durchsetzen.

Peter Handke: "Spuren der Verirrten" am 1. und 2. Oktober im Schauspielhaus Bochum

Matinee: Claus Peymann im Gespräch mit Elmar Goerden, 3. Oktober, 11 Uhr, Kammerspiele Bochum

Friedrich: Schiller "Die Jungfrau von Orleans", 10. und 12. Oktober, Jahrhunderthalle Bochum