Filmvfestival Venedig: Fressen oder gefressen werden
In Venedig überzeugen Tod Haynes und Ken Loach.
Venedig. Ich ist ein anderer - dieser Kernsatz von Arthur Rimbaud bekommt durch Bob Dylan eine ganze konkrete Bedeutung. In dem ersten Film über ihn spielen gleich sechs Schauspieler Dylan, in unterschiedlichen Phasen seines Lebens mit unterschiedlichen Facetten dieses komplexen Musikintellektuellen: den Rock-Rebellen genauso wie den Grübler mit dem verkatert-exzentrischen Charme, den wiedergetauften Christen ebenso wie den vagabundierenden Folksänger. Tod Haynes’ "I’m not there", "inspiriert vom Leben und der Musik Bob Dylans", gehört sicher zu den mutigsten Beiträgen der diesjährigen Filmbiennale in Venedig.
Nicht irgendwer spielt die Bob Dylans: Haynes ("Far from Heaven") konnte u.a. Christian Bale, Heath Ledger, Richard Gere und Ben Whishaw für sein außergewöhnliches Projekt begeistern. Die faszinierendste Darstellung gelingt Cate Blanchett: Sie verkörpert mit Wuschelperücke Dylan in den wilden 60er Jahren zwischen seinen ersten Einsätzen der elektrischen Gitarre und einer zunehmend nihilistischen Grundhaltung, gefüttert von Amphetaminen.
Ein sehenswertes Experiment, das wie ein Kaleidoskop, unterlegt mit der unsterblichen Musik Dylans, Aspekte eines vielseitigen Lebens beleuchtet, ohne ein komplettes Bild zu liefern. Gere, der gleich mit zwei Filmen (auch in Richard Shephards "The Hunting Party") am Lido vertreten ist, outet sich als Dylan-Fan: "Ohne seine Songs wäre mein Leben nicht komplett", bekennt er.