Ivo Pogorelichs Wechselbäder

Klavierfestival Ruhr: Der kroatische Pianist gastiert in der Tonhalle. Begeisterter Applaus und eine stürmisch gefeierte Balakirew-Zugabe.

Düsseldorf. Als das diesjährige Programm des Klavierfestivals Ruhr veröffentlicht wurde, barg es eine Sensation: Ivo Pogorelich spielt Beethovens Appassionata, Liszts Mephisto-Walzer und Granados´ Goyescas. Sollte dieser rätselhafte Pianist wirklich Repertoire-Neuland betreten? Aber nein, Programmänderung. Und die angekündigten Clementi-Stücke? Wir bitten um Verständnis.

Das bringt man gerne auf, wenn die lange Arbeit des bald Fünfzigjährigen an den immergleichen Werken zu solch überwältigenden Ergebnissen führt wie jetzt bei Ravels Triptychon "Gaspard de la nuit": Eleganter und verführerischer kann man die "Ondine" nicht zeichnen, genauer die grausige Starre der Galgenszene nicht treffen, aufregender den gespenstischen Spuk des Gnoms "Scarbo" nicht einfangen.

Die Freiheiten in Dynamik, Rhythmik und Tempo, die Pogorelichs Ravel so spannend machen, erzeugen beim späten Brahms (Intermezzo op. 118/2) allerdings groteske Verzerrungen. Einzeln packt Pogorelich die armen Noten an ihren dürren Hälsen, würgt sie, staucht und dehnt nach Belieben. Keine Spur von Sanglichkeit. Auf der Suche nach origineller Pointierung findet der Pianist jede Menge harsch akzentuierte Reibungen und sinnwidrige Pointen. Den herrlichen Kanon lässt er links liegen.

Standort: Düsseldorf-Oberkassel, Schanzenstraße 54

Geöffnet: Sa 11-16 Uhr (Anmeldung erforderlich), Eintritt frei, Anfragen: Tel. 0211/175 21 66

Biografie: Julia Stoschek wurde 1975 in Coburg geboren und studierte Betriebswirtschaftslehre.

Finanzierung: Sie ist die Urenkelin des Firmengründers Max Brose und Gesellschafterin der Brose-Unternehmensgruppe für Automobil und Flugzeug-Zubehör. Damit finanziert sie ihr Ausstellungshaus.

Berlin-Düsseldorf: 2005 eröffnete sie eine Repräsentanz der Firma Brose mit privatem Kunst-Schau-Raum am Potsdamer Platz. Sie entschied sich dann doch für Düsseldorf, wegen der lebendigen Kunstszene.