Ai Weiwei kann noch nicht reisen
Peking/Bregenz (dpa) - Wegen seines Ausreiseverbots weiß der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei noch nicht, wann er für seine Gastprofessur an der Berliner Universität der Künste (UdK) nach Deutschland kommen kann.
„Ich werde reisen, wenn mir erlaubt wird, China zu verlassen“, sagte der 54-jährige am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Im Moment sei das noch nicht möglich. Das Kunsthaus Bregenz präsentiert von Samstag an in einer großen Ausstellung das architektonische Werk des chinesischen Künstlers.
Nach zwei Monaten in Haft war Ai Weiwei am 22. Juni auf Kaution freigelassen worden. Ihm werden Steuervergehen vorgeworfen. Seine Familie sieht den wahren Hintergrund aber in seiner Kritik am kommunistischen Regime. In einer Anhörung auf dem Pekinger Steueramt ging es am Donnerstag um die geforderte Zahlung von Steuern und Bußgeldern in Höhe von umgerechnet 1,3 Millionen Euro.
Seine Frau Lu Qing als rechtlich verantwortliche Vertreterin des Studios sowie ein Anwalt und Steuerexperte nahmen teil. Der Ausgang war unklar. Der Anwalt berichtete der dpa, das Studio warte jetzt auf eine „Mitteilung über die Strafe“. Er sprach von einem „illegalen Verfahren“.
Das Kunsthaus Bregenz zeigt bis zum 16. Oktober eine Ausstellung, die das architektonische Schaffen Ais in den Mittelpunkt stellt. „Es ist unsere Aufgabe, auch nach der Freilassung seine Situation im Bewusstsein zu halten“, sagte Kunsthaus-Direktor Yilmaz Dziewior der dpa. Gerade in den Architektur-Projekten werde die sozialpolitische Dimension seiner Arbeit deutlich.
Für die Ausstellung hatte Ai noch vor seiner Inhaftierung ein eigenes Projekt geschaffen. In „Ordos 100“ rief der Künstler 100 internationale Architekturbüros zu einer Kooperation auf und ließ sie Modelle für Einfamilienhäuser in der mongolischen Steppe entwerfen. In Bregenz führt er die verschiedenen Ansätze und Ideen auf einem kompletten Stockwerk des Kunsthauses in einer eigenständigen Skulptur zusammen.