Donald Who? Auf der Kunstmesse Maastricht zählen nur ewige Werte

Maastricht (dpa) - „Kandinskys?“, fragt die Münchener Besucherin der Kunstmesse Tefaf verächtlich. „Kandinskys interessieren mich überhaupt nicht!“

Donald Who?: Auf der Kunstmesse Maastricht zählen nur ewige Werte
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Das Besondere an der Messe in Maastricht ist eben nicht die klassische Moderne, und sei sie durch noch so hochkarätige Stücke vertreten, nein, in die südniederländische Stadt bei Aachen kommt man der alten Meister wegen.

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Bei dem Tefaf-Mitbegründer Johnny van Haeften zum Beispiel hängt in diesem Jahr ein holländisches Ehepaar von Frans Hals. Es könnten die Nachbarn von nebenan im Karnevalskostüm sein, ganz biedere Leute. Und doch unvergessen seit 400 Jahren, weil sie sich eben vom richtigen Maler haben verewigen lassen. So muss man's machen. Jetzt kosten sie im Doppelpack 14 Millionen Euro.

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Soviele Dinge gibt es hier zu entdecken: die Büste einer weinenden Jungfrau, der man die dicken Tränen von der Wange wischen möchte, aber man darf sie natürlich nicht berühren. Oder ein Frühwerk von Vincent van Gogh, bei dem man denkt: Der muss aber noch üben! Wäre aber sicher trotzdem eine gute Geldanlage.

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Ob die Wirtschaft brummt oder schwächelt und ob der amerikanische Präsident nun Donald Trump oder Donald Duck heißt, das ist auf den blumengeschmückten Korridoren des Maastrichter Messezentrums von untergeordnetem Interesse. Alte Meister sind eine sehr konservative Anlageform, sozusagen die Blue Chips des Kunstgeschäfts. Ein alter Meister fällt nicht mehr im Preis. Er steigt allerdings auch nicht so schnell wie ein Shooting-Star der Gegenwartskunst.

In Maastricht geht es um ewige Werte. Das hat allerdings zur Folge: Es kommt nichts mehr nach. Frische Ware? Fehlanzeige. Die alten Meister sind ja alle schon tot. Und den Rembrandt auf dem Dachboden, den gibt's auch nicht mehr, sagen die Händler. Das einzige, was es gibt, ist, dass sich Lord Soundso sehr kostspielig scheiden lässt, um mit seiner neuen Freundin zusammenzuziehen, und deshalb seine Kunstsammlung auflöst. Dann ist man als Händler fein raus, wenn man zu dem seit 20 Jahren gute Kontakte gepflegt hat.

Einige dieser Händler sind geradezu skurril. Es gibt in Maastricht zum Beispiel einen Aussteller, der dafür bekannt ist, dass er eigentlich gar nichts verkaufen will: Seine Preise sind völlig überhöht, und wenn ein Interessent zu seinem Stand kommt, kann es sein, dass er weggejagt wird. Der Händler, so heißt es, ist so reich, dass er es gar nicht nötig hat, etwas zu verkaufen. Er will seine durchweg erstklassigen Werke wohl lieber selber behalten.

Andere lassen sich einiges einfallen, um neue Kunden zu gewinnen. Junge Kunden vor allem. Alte Kunst ist ja nicht hipp, das sieht immer schnell aus wie früher bei Oma. Die Pariser Galerie Florence de Voldère hat ihre flämischen Winterlandschaften deshalb so raffiniert beleuchtet, dass man denken könnte, das Licht käme von hinten und würde durch die Leinwand hindurchscheinen. Dadurch haben die alten Gemälde die Anmutung eines Tablet-Monitors. Und so passen sie dann natürlich auch in eine modern eingerichtete Wohnung.

Kaum eine Messe steht so sehr für Luxus wie die Tefaf. Eine Buddha-Statue aus dem 14. Jahrhundert gefällig? Die Tiara der Großtante von Prinzessin Diana mit 800 Diamanten? Als Normalverdiener sieht man sich hier schon von den Preisen an der Bar überfordert. Doch dann steht man plötzlich vor einem Vanitas-Stillleben aus dem 17. Jahrhundert: Leere Gläser, abgelaufene Sanduhren - die Botschaft ist klar: „Bitte beachten Sie, Sie müssen sterben!“ Und dann bleibt alles zurück.