Kunst: Wie Licht und Farben zur Welt kamen

Der Siegeszug der Impressionisten.

Köln. Manche Ausstellungen erfüllen ihr Programm auf geradezu schmerzhafte Weise. Das zeigt jetzt die Schau "Impressionismus. Wie das Licht auf die Welt kam" des Kölner Wallraf-Richartz-Museums. Sie untersucht Entstehungsprozesse und Malweisen der französischen Lichtzauberer mit technologischen Hilfsmitteln wie Infrarotstrahlen oder Streiflichtanalysen. Dabei machte man eine bestürzende Entdeckung: das berühmte Bild "Am Seineufer von Port-Villez" von Claude Monet aus eigenem Bestand ist eine Fälschung, das beweisen nicht nur eine sichtbar gemacht doppelte Signatur, sondern auch eine die Alterung simulierende Lasur. Doch Restauratorin Iris Schäfer sowie ihren beiden Kolleginnen ging es nicht um Echtheitsnachweise. In sechs anschaulichen Kapiteln zeichnet die Ausstellung eine Produktionsgeschichte des Impressionismus nach. Gleich zu Beginn wird am Beispiel von Monets "Heuschober"-Bild von 1891 die Frage nach der "Impression" gestellt. Dessen farbige Schatten waren damals heftig kritisiert worden und erwiesen sich nach wahrnehmungsphysiologischen Erkenntnissen aber als richtig. Die Ausstellung zeigt das ganz praktisch an Lichtexperimenten und dem Zeitrafferfilm eines Heuhaufens. Der Siegeszug der Impressionisten hatte allerdings auch pragmatische Gründe. Neue Farbtöne und die Metalltube (ab 1842) bereichern die Palette und erleichterte die Freiluftmalerei enorm. Das zeigt beispielsweise Gustave Caillebottes "Trocknende Wäsche am Ufer der Seine" (1892) mit seinen flatternden Wäschestücken, in dessen Farbschichten die Forscherinnen sogar eine echte, eingetrocknete Pappelknospe nachweisen konnten. Die Ausstellung mit 130 Exponaten basiert auf einem Forschungsprojekt des Wallraf-Richartz-Museums und der Kölner Fachhochschule. Mehr als 70 Gemälde aus eigenem Bestand wurden dabei untersucht und für die Ausstellung nun mit Leihgaben aus Paris London, Chicago und Amsterdam ergänzt. Mit ihren Ergebnissen kratzen die Kuratorinnen kräftig am Mythos der Impressionisten. So entdeckten sie, dass es mit der Spontaneität der impressionistischen Maler mitunter nicht weit her ist. Da werden im Röntgenblick plötzlich Übermalungen oder Wischspuren sichtbar. Selbst bei dem so impulsiven Van Gogh zeigen sich in seiner berühmten "Zugbrücke" minutiöse Bleistiftzeichnungen und Perspektivraster. Detektivischer Spürsinn wirft einen spannenden Blick auf die Entstehungsbedingungen des Impressionismus, erklären kann sie ihn nicht. Aber sie konnte ein bisher autorenloses Frauenporträt aufgrund eines Stempels und einer Unterzeichnung Edouard Manet zuordnen. Bis 22. Juni, Wallraf-Richartz-Museum, Tel. 0221/2212119, di,mi,fr 10-18, do 10-22 Uhr, sa/so/fei 11-18 Uhr, Kat. 29 Euro