Marées-Werk 20 Jahre im Depot „vergessen“

Wiederentdeckung: Die Zeichnung wird ab Juni im Wuppertaler Von der Heydt-Museum gezeigt. Dreh- und Angelpunkt ist ein Wagenrennen, das der Maler und Bildhauer nach antikem Vorbild gestaltet hatte.

Wuppertal. Mehr als 90 Jahre hat sie im Depot geschlummert - wenn man von einer kleinen Unterbrechung absieht, die die Kohlezeichnung von Hans von Marées kurzzeitig zum Blickfang einer Ausstellung in Wuppertal werden ließ. Das allerdings ist auch schon wieder 20 Jahre her.

Dass sie nun wie Phoenix aus der Asche aus den Tiefen des Depots auftaucht, "ist eine Sensation", wie Gerhard Finckh unbescheiden betont, und hat einen guten Grund: Der Direktor des Von der Heydt-Museums arbeitet mit Hochdruck an einer Ausstellung, die das Gesamtwerk von Hans von Marées (1837-1887) beleuchten soll. Wuppertal feiert einen berühmten Sohn - und zeigt ab dem 8. Juni "eine der größten Marées-Ausstellungen, die es je gegeben hat".

Dreh- und Angelpunkt ist ein Wagenrennen, das der Maler und Bildhauer nach antikem Vorbild gestaltet hatte. Auf die fast vergessene Kohlezeichnung sind Kunsthistoriker bei der Vorbereitung ihrer Ausstellung gestoßen.

"Schon das Format ist ungewöhnlich", sagt Finckh mit Blick auf die fünf Meter lange Zeichnung. Hans von Marées hatte sie kurz vor seinem Tod in Rom entworfen - als Modell für ein großes Relief mit Pferdegespannen und nackten Kriegern. Sein Wunsch wurde jedoch nicht Wirklichkeit - es blieb bei der Zeichnung, die sein Schüler Louis Touaillon 1914 dem Von der Heydt-Museum schenkte.

1987 versetzte das einzigartige Werk zwar schon einmal Wuppertaler Museumsbesucher im Rahmen einer kleinen Marées-Schau in Verzückung, danach verschwand es aber wieder im Magazin.

Nun kann es bis zum 14.September bewundert werden. Bis dahin erinnern insgesamt 180 Werke an den Zeichner, der als Sohn eines königlich-preußischen Kammerpräsidenten in Elberfeld geboren wurde und in der Kunstszene um 1950 als "der bedeutendste deutsche Künstler" seines Jahrhunderts geschätzt wurde, wie Finckh betont.

Umso erstaunlicher ist, dass die Wiederentdeckung in seiner Heimatstadt als sensationeller Fund gefeiert wird. Wie kann ein bedeutendes Werk einfach "vergessen" werden? "Wir sind ein großes Haus mit verschiedenen Depots", erklärt Finckh. Außerdem seien Marées-Werke durch die verwendeten Materialien hoch empfindlich und schwer transportierbar. "Deshalb gab es bisher auch keine repräsentative Gesamtschau - wir wagen sie."