Messe Tefaf: Ein Van Gogh für zehn Millionen gefällig?

Die Messe Tefaf in Maastricht ist eine Welt für sich. Krisen interessieren hier niemanden.

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Maastricht. Früher, sagt Kunsthändler Achim Neuse aus Bremen, früher hätte man die Krim-Krise ganz einfach gelöst. Man hätte dem Zaren ein Schachspiel aus Bernstein geschenkt, so eins wie er gerade auf der Kunstmesse Tefaf anbietet, für einen siebenstelligen Eurobetrag. Als diplomatische Aufmerksamkeit beglückte das ostpreußische Schmuckstück einst den König von England. Ein solche Gabe müsse einfach ein Gespräch in Gang bringen, meint Neuse.

Wer die mit Tausenden von Frühlingsblumen geschmückten Gänge der Tefaf betritt (geöffnet vom 14. bis zum 23. März), der entschwebt zwangsläufig in höhere Sphären. Egal ob vor drei Jahren die Atomkatastrophe in Fukushima oder jetzt die Krise auf der Krim — in Maastricht brummt das Geschäft. Selbst die Finanzkrise, die den Kunstmarkt für mehrere Jahre schwer erschütterte, hat der weltweit bedeutendsten Messe für alte Kunst nichts anhaben können.

Der Markt für alte Meister ist stabil. In schlechten Zeiten geben die Preise kaum nach, in guten gehen sie nicht durch die Decke. Alte Kunst gilt als sichere Kapitalanlage. Das einzige Risiko sind Abschreibungen, das heißt, ein Werk, das einem großen Meister zugeordnet wurde, stellt sich als Schülerwerk heraus und verliert dadurch an Wert.

In Maastricht kommt noch dazu, dass dort ausschließlich Spitzenqualität angeboten wird. Was Spitzenqualität ist, lässt sich bei der alten Kunst viel leichter sagen als bei zeitgenössischer. Generationen von Kunsthistorikern haben da vorgesiebt.

Bei der Messe kauft man die alten Meister von der Stange. „Haben Sie meinen Jan Steen gesehen?“, fragt Johnny Van Haeften. Der Londoner Experte für holländische Barockmalerei gehörte Ende der 80er Jahre zu jenem kleinen Zirkel von Altmeister-Händlern, der die Tefaf bei einem gemeinsamen Mittagessen in Maastricht aus der Taufe hob. Seitdem baut Van Haeften jedes Jahr im März auf der Messe sein eigenes kleines Museum auf — mit Bildern, die genauso gut im Amsterdamer Rijksmuseum oder in der Berliner Gemäldegalerie hängen könnten.

Was es da nicht alles zu sehen gibt: Frauenhälse und Stiernacken, Hummerscheren und Hundeschnauzen, rauchende Kanonenrohre und erhobene Zeigefinger — alles so täuschend echt gemalt, als könnte man es greifen. Wenn man genau hinschaut, entdeckt man auf einem „Stillleben mit Weintrauben“ von Willem van Aelst sogar den Künstler selbst: Ein Glas reflektiert ihn beim Malen an der Staffelei.

Sogar ein Van Gogh ist im Angebot, und zwar keiner aus der Frühzeit, als er noch dunkel und erdig malte, nein, es ist ein richtig schöner, farbiger, der sich über jeder Wohnzimmercouch perfekt machen würde: die „Moulin de la Galette“, eine Mühle, die er 1887 während eines Besuchs bei seinem Bruder Theo in Paris malte. Tefaf-Sprecherin Titia Vellenga weiß zu berichten, dass das Bild später in den Besitz von Charles Engelhard gelangte — der amerikanische Millionär diente James-Bond-Schriftsteller Ian Fleming als Vorbild für Bösewicht Goldfinger. Niederländische Medien rechnen mit einem Verkaufspreis von zehn Millionen Euro.

Wenn man die Messe verlässt, fällt es etwas schwer, sich wieder an die reale Welt zu gewöhnen und das Kleingeld für das Parkticket zusammenzusuchen. Wenn man jetzt eine Tüte mit einem schönen Ankauf in der Hand hätte, dann fiele der Abschied deutlich leichter.