Modersohn-Bilder über dem Sofa

Bremer Rentnerin hatte die teuren Gemälde im Wohnzimmer.

Bremen. Dass Kunstliebhaber Gemälde an Museen verleihen, kommt ständig vor. Dass Museumsbilder in einem privaten Wohnzimmer hängen, das ist ungewöhnlich — für Barbara Düvell aber ganz normal. Zwei Werke von Paula Modersohn-Becker (1876-1907) schmückten jahrzehntelang die Wohnung ihrer Tante Martha in Bremen.

Die beiden Landschaftsbilder — eine Abendstimmung mit Haus, Baum und Acker sowie ein Waldstück — gehörten ursprünglich einer Nachbarin von Tante Martha, die diese an das Museum vermachte. In ihrem Testament verfügte sie aber, dass die Gemälde ihren Nachbarn bis zu deren Tod als Dauerleihgabe überlassen bleiben sollen.

Düvells Onkel ist inzwischen gestorben, die Tante in ein Altenheim gezogen. Dorthin wollte die 100 Jahre alte Rentnerin die kostbaren Stücke nicht mitnehmen und übergab sie deshalb dem Paula-Modersohn-Becker-Museum in Bremen, wo sie ab Juni zu sehen sind.

Für Direktor Frank Laukötter kam das überraschend: „Dass die Bilder existieren und wo sie sind, war natürlich bekannt.“ Doch mit der Rückgabe der Gemälde von 1899 hatte das Museum zu dem Zeitpunkt nicht gerechnet. Auch andere Sammlungen profitieren immer wieder von privaten Kunstschätzen, die lange in Wohnungen hängen oder auf Dachböden lagern.

„Gerade bei den Worpsweder Landschaftsmalern sind in den nächsten Jahrzehnten noch Entdeckungen möglich“, sagt der Kurator der Landesgalerie Hannover, Thomas Andratschke. Die Bilder werden oft von Generation zu Generation vererbt. „Irgendwann erlischt das Interesse, und dann werden diese ans Museum gegeben oder auf dem Kunstmarkt verkauft.“

Düvells Tante war der Wert ihrer Bilder bekannt: „Sie hat aber nie mit ihnen angegeben.“ Die Gemälde hingen einfach im Wohnzimmer. Allerdings haben ihnen schwankende Temperaturen, Fliegen und Staub über die Jahre zugesetzt. Deshalb hat eine Restauratorin nun den Schmutz entfernt, die vergilbte Schutzschicht erneuert und die Leinwände neu gerahmt.

Vom frischen Glanz kann sich ab Juni dann auch ein breites Publikum überzeugen — und damit vielleicht die beiden Bilder rehabilitieren. 1899 hatte Modersohn-Becker diese erstmals in der Bremer Kunsthalle ausgestellt. Die Kritik war vernichtend.