Neues Kunstzentrum in Paris
Paris (dpa)- Das größte zeitgenössische Kunstzentrum Europas: Mit diesem Superlativ hofft Paris den avantgardistischen Kunsthochburgen wie New York und London endlich die Stirn bieten zu können. Die Ausstellungsfläche des Palais de Tokyo wurde von 7 000 auf 22 000 Quadratmeter erweitert.
Das neoklassizistische Gebäude liegt auf der Touristenroute, nur wenige Schritte vom Trocadéro entfernt und verfügt nun über Räume, von denen andere träumen. Jetzt muss es nur noch richtig bespielt werden. Daran scheiterte es bei seinem ersten Anlauf in die Spitzenliga künstlerischer Kreation vor zehn Jahren.
Utopisch, aufregend, ehrgeizig, pragmatisch, intelligent, notwendig und maßlos. Mit diesen hochtrabenden Worten wurde 2002 die Kunsthalle für Gegenwartskunst eingeweiht. Ein Ereignis, auf das die avantgardistische Kunstszene schon damals lange gewartet hat. Die Anfangseuphorie hielt knapp fünf Jahre an, dann brachen politische Machtkämpfe aus.
Man stritt sich darum, wer die restlichen 15 000 Quadratmeter des Westflügels des Gebäudes nutzen sollte, das dem französischen Staat gehört. Die 2002 eröffnete Kunsthalle nahm nur knapp ein Drittel der Fläche ein. Das Zentrum kämpfte dabei gegen Goliath und gewann. Der Zuschlag ging nicht an das Centre Pompidou. Eine Wende in letzter Minute und eine Schlacht, die das Kunstzentrum viel Energie und Geld gekostet hat.
Vielleicht wird nun im zweiten Anlauf das erhoffte Ziel erreicht. Der neue Direktor Jean de Loisy könnte das Handwerkszeug für diese Herkules-Aufgabe haben. Er war unter anderem Konservator der Pariser Fondation Cartier, Ko-Kurator großer erfolgreicher Ausstellungen wie „Die Schönheit“ in Avignon im Jahr 2000, „Spuren des Heiligen“ im Centre Pompidou (2008) und Kurator der Monumenta 2011 mit Anish Kapoor im Pariser Grand Palais.
Eine Vorstellung davon, wie er sein riesiges Haus bespielen will, hat Loisy mit einer 30-stündigen Kunstparty gegeben, die am Wochenende zu Ende ging: Performances, Videoschauen, Installationen, Konferenzen und Konzerte nonstop. Der neue Leiter will ein Programm, das vielfältig, offen und international ist. Endgültig der Öffentlichkeit übergeben wird das größte Kunstzentrum Europas am nächsten Freitag (20. April).
Paris fehlt es weder an Museen noch an Galerien, doch gibt es keinen Ort, der ausschließlich der Experimentierfreudigkeit junger Künstler gewidmet ist. Das Kunstzentrum im Palais de Tokyo, das im Jahr 1937 für die Weltausstellung errichtet wurde, bietet zumindest die bauliche Hülle für ein Labor für Gegenwartskunst.