Peter Paul Rubens und sein künstlerisches Erbe
London (dpa) - Keiner malte Akte so wie er - üppig, kurvenreich, realistisch, lebendig und grell. Auch romantische Landschaften, Poesie, Gewalt, Lust und Leidenschaft waren sein Metier.
Die künstlerische Hinterlassenschaft des flämischen Meisters Peter Paul Rubens (1577-1640) und sein Einfluss auf Zeitgenossen und nachfolgende Künstlergenerationen ist unumstritten. Aber haben auch noch 300 Jahre später Künstler wie Cézanne, Klimt, Manet und sogar Picasso von ihm gelernt? Die Royal Academy (RA) in London untersucht Werk und Wirkung des „Prinzen unter den Malern“ in einem neuen Licht.
In der Ausstellung „Rubens and His Legacy: Van Dyck to Cézanne“ (Rubens und sein Erbe: Von Van Dyck bis Cézanne) präsentiert die RA stattliche 160 Gemälde, Zeichnungen und Drucke aus internationalen Museen. Aber nur 30 sind von Rubens, die übrigen dienen der Gegenüberstellung zum Verständnis seines Einflusses bis in die heutige Zeit. Die Ausstellung wird an diesem Samstag (24. Januar) eröffnet.
Die Kuratoren sehen in dem Maler und Diplomaten Rubens, der im westfälischen Siegen geboren wurde, vor allem einen „erstklassigen Geschichtenerzähler.“ Die Eleganz, Dramatik und Gefühlsbetontheit seiner Gemälde und Society-Porträts vermittelten gar einen „Hauch von Hollywood“, findet der Co-Kurator Arturo Galansino. Französische Maler, von Watteau über Delacroix und Daumier bis zu Renoir, liebten Rubens wegen seiner Erotik und Poesie, die Deutschen waren von Vitalität und Pathos begeistert, die Spanier bewunderten die „Dramatik seiner religiösen Werke“ und englische Maler - wie Gainsborough, Reynolds und Constable - profitierten vor allem von der Poträt-und Landschaftsmalerei, wird in der Ausstellung betont.
Nur etwa ein Fünftel der Werke in der thematisch angeordneten Schau (Poesie, Eleganz, Macht, Lust, Leidenschaft und Gewalt) sind von Rubens. Im Mittelpunkt stehen so maßgebliche Gemälde wie „Der Liebesgarten“, „Pan und Syrinx“ sowie elegante Porträts und gigantische Jagdszenen.
Der Einfluss auf seine erfolgreichen Schüler - in erster Linie Anthonis Van Dyck - wird nachhaltig demonstriert. Frappierend aber ist die Gegenüberstellung von Rubens' Gemälden mit Manets Nymphen, oder Cézannes „Drei badende Frauen“. Sogar Picasso, laut Kurator Galansino ein „erklärter Rubens-Hasser“, habe bei dem alten flämischen Meister abgeguckt. Der Beweis: In einer Picasso-Radierung von 1936 legt der Künstler seiner erwachenden Muse die Hand auf den Busen. Ohne Rubens, so Galansino, „wäre Picasso nie so weit gegangen.“