Porträts: Schalk im Gesicht der Macht

Der Düsseldorfer Fotograf Konrad Rufus Müller lässt alle Kanzler noch einmal Revue passieren.

Düsseldorf. Konrad Rufus Müller ist mit seinen 70 Jahren etwas Besonderes. Er hat als einziger Fotograf alle Kanzler der Bundesrepublik Deutschland vor die Kamera geholt. Fast unbeschwert, sehr privat, wirken die Bilder aus der Ära Adenauer, Kohl und Brandt.

Die drei Politiker gaben sich menschlich, sie ließen ihn gewähren. Andere, Schmidt und Merkel, fanden die Begegnung mit der Kamera eher lästig. Nun passieren die Dame und die Herren der Macht in der Düsseldorfer Galerie Geuer & Breckner Revue.

Konrad Adenauer war der erste Held in Müllers Fotografen-Karriere. Ohne Medienrummel und ohne Sicherheitsbeamte ließ er sich ablichten. "Man konnte ihn knipsen und, wenn man sich traute, ihm auch die Hand geben. Immer wenn ich ihn sah, schlug mir das Herz bis zum Hals", erinnert sich Konrad Rufus Müller.

Er zeigt den Uralten, fast schon Versteinerten, Zerfurchten, Hohlwangigen, in den letzten 18 Monaten seines Lebens. Auf einem dieser denkwürdigen Schwarz-Weiss-Aufnahmen hat er das Gesicht eines Engels.

Viele Bilder gingen um die Welt oder sind im Haus der Geschichte gelandet. Helmut Kohl, das ist der Schalk, die Faust gegen die Backe gedrückt, aus verschmitzten Augen lachend. Anders Willy Brandt, der wie ein Schauspieler die verschiedenen Rollen verkörpert. Mal ist er der Filou, dem sich die Haare sträuben. Dann wieder gibt er den Büßer, der alle Schuld der Deutschen auf sich nimmt. Im nächsten Atemzug breitet sich ein clowneskes Lachen über sein Gesicht, als biete er gleich eine Zirkusnummer.

Die erste Aufnahme von Gerhard Schröder entstand in einem Fahrrad-Schuppen, aus dem ihn Müller heraustreten ließ, damit ihn das weiche Licht umspielt. Der Machtmensch fesselt auf dem Foto sein Gegenüber, ihm die tiefen Furchen eines gelebten Lebens entgegenhaltend.

"Meine Bilder sind eine Sammlung sehr subjektiv gesehener Porträts, die kein Art Director zurechtgestutzt und keine medienbewusste Agentur aufbereitet haben", sagt Müller. Das trifft in zwei Fällen weniger zu. Helmut Schmidt, fast schon der Liebling der Deutschen, blieb in Distanz. "Schmidt hatte kein Faible für Fotografen. Er musste sie ertragen."

Nicht gelungen sind die Aufnahmen von Angela Merkel. Mal schiebt sie den Mundwinkel schräg nach oben. Mal meint man, sie suche nach einem Lächeln. Müller: "Frau Merkel lässt eine lange Beobachtung nicht zu. Sie ist die einzige Person, die sich mir verweigert hat."