Sammler Gil Bronner eröffnet neue Ausstellungsräume

Düsseldorf (dpa) - „Glas Lennarz“ steht in großen blauen Lettern über der unscheinbaren Tordurchfahrt in der Birkenstraße mitten im Düsseldorfer Szene-Viertel Flingern. Links davon liegt ein China-Imbiss, rechts ein paar angesagte Kunstgalerien.

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Im Hinterhof hat zu einer Seite die Wim Wenders-Stiftung ihren Sitz. Daneben erstreckte sich bisher eine weitläufige ehemalige Glasfabrik mit eigenen Gleisen und einer tonnenschweren Kranbahn unter der Decke.

Zwei Jahre lang hat der Düsseldorfer Kunstsammler Gil Bronner die von außen so unauffällig wirkende Industriebrache umbauen lassen. Am Sonntag eröffnet der Immobilienentwickler die neuen Räume seiner Sammlung „Philara“. Auf der enormen Fläche von rund 1700 Quadratmetern kann künftig jeder die Werke etablierter Künstler wie Thomas Ruff, Katharina Fritsch, Tomás Saraceno, Alicja Kwade oder Kris Martin, aber auch von Nachwuchskünstlern aus dem Umkreis der Düsseldorfer Kunstakademie sehen.

Die Größe des Areals erschließt sich erst von innen. Im zentralen Eingangsbereich mit einer neun Meter hohen Decke ist Platz genug für die überdimensionale Rauminstallation „Artichoke Underground“ von Freeman & Lowe. Das aus mehreren Räumen bestehende heruntergekommene Druckereilabor mit einem originalen Indien-Imbiss wurde 2013 auf der Art Basel Unlimited präsentiert.

In einer Vielzahl von Räumen und Kabinetten werden Malerei, Grafik, Installationen, Videokunst und Skulpturen gezeigt. Der Besucher kann sich treiben lassen und landet irgendwann auf dem Dach, das noch zu einer 550 Quadratmeter großen Skulpturenterrasse ausgebaut werden soll.

Bronner (53) hatte 2006 zunächst die ehemalige Leitz-Fabrik im Stadtteil Reisholz erworben, dort rund 70 Ateliers für junge Künstler entstehen lassen und Ausstellungen organisiert. Mit dem Umzug der Sammlung festigt er nicht nur den Ruf Flingerns als Hotspot der jungen Kunst- und Galerieszene Düsseldorfs. Die NRW-Landeshauptstadt hat neben der Videokunstsammlung von Julia Stoschek nun eine weitere öffentlich zugängliche Privatsammlung mit Museumsanspruch.

Bronner folgt der eigenen Nase, einen Kunstberater hat er nicht. Zur Seite steht ihm aber seine Sammlungsleiterin Katharina Klang. „Ich sammele im Wesentlichen aus dem Bauch heraus“, sagt Bronner. „Ich versuche aber, das aufzunehmen, was ich für relevant am Markt halte.“ Dabei sei ihm auch der persönliche Kontakt zu Künstlern wichtig.

Einige wenige Überschneidungen im Konzept sieht Bronner mit dem Hamburger Sammler Harald Falckenberg und mit Christian Boros in Berlin. Doch für ihn gebe es keine andere Stadt als Düsseldorf, sagt Bronner. Auch aus wirtschaftlichen Gründen „musste es die Stadt sein, in der ich bin“. Derzeit kaufe er nur „kleinere Arbeiten“, was damit zusammenhängt, dass der Umbau der Glasfabrik „einige Millionen“ verschlungen habe. Umbau und Unterhalt der neuen Räume werden von der Cary und Dan Georg Bronner Stiftung seiner Eltern finanziert.

Bronners Eltern sammeln Kunst der klassischen Moderne, wandern aber auch neugierig über die wuselige Baustelle ihres Sohnes. „Von Haus aus bin ich vorgeprägt“, sagt Bronner. Zu Überschwänglichkeit angesichts des von ihm geschaffenen neuen Kunstzentrums neigt er aber nicht. „Der Aufwand, das hier aufrecht zu erhalten und mit Leben zu füllen, ist eine Lebensaufgabe.“

Auch in den Nachbarstädten der Kunstmetropole Düsseldorf ist ein Trend zu Privatmuseen zu erkennen. Treibende Kraft sind inzwischen auch die Künstler selbst. In Neuss eröffnete der Bildhauer Thomas Schütte eine selbst entworfene private Ausstellungshalle. In Wuppertal betreibt Bildhauer Tony Cragg den Skulpturenpark Waldfrieden.

Für die unter Sparzwang stehenden öffentlichen Museen sind die neuen privaten Museen eine Herausforderung. Bronner sieht sich aber „nicht in Konkurrenz“ zu öffentlichen Häusern. Er wolle auch kein Museum ersetzen. Noch scheut er sich, sein eigenes Haus als „Museum“ zu bezeichnen. „Das ist eine schwierige Gratwanderung.“ Ein Museum solle ja auch wissenschaftliche Aufgaben erfüllen und forschen. „Dazu sehen wir uns noch nicht berufen“, sagt Bronner. „Andererseits kratzen wir aber an dem Anspruch eines Museums.“