Kunst auf Vasen Töpfer Grayson Perry nimmt sich Brexit vor
London (dpa) - Seine vielschichtig dekorierten und hoch glasierten Vasen, riesigen Wandteppiche und Holzschnitte sind so komplex wie Grayson Perry selbst: Der 57-jährige schrille Künstler in Frauenkleidern ist aus der britischen Kunstszene nicht mehr wegzudenken.
In einer neuen Ausstellung in London setzt sich Perry - der sich auch gern Claire nennt - mit dem Brexit und dessen Folgen auseinander. „Meine Kunst dreht sich um Themen, die mich interessieren. Aber am Ende muss dabei ein anständiges Kunstwerk herauskommen, das ist mein Job“, sagte Perry der Deutschen Presse-Agentur in London.
Seine Schau „Grayson Perry: The Most Popular Art Exhibition Ever!“ wird an diesem Donnerstag (8. Juni) in der Serpentine Gallery in Londons Hyde Park eröffnet und läuft bis zum 10. September. Das ungewollte Zusammenfallen der Ausstellungseröffnung mit den Parlamentswahlen in Großbritannien kommt ihm gelegen. „Perfektes Timing“, sagt Perry dazu. „Die Nation ist in einer fieberhaften Stimmung. Die anstehenden Themen sind Gegenstand meiner Schau.“ Mit seiner künstlerisch-visuellen Interpretation des Brexit hofft Perry, eine durch das Votum gespaltene Nation wieder zusammenführen zu können.
Dafür hat der Töpfer gleich am Eingang ein Sparschwein mit zwei Köpfen und zahlreichen Einwurfschlitzen aufgestellt, in dem der Besucher seine „Identität“ offenbaren kann. Er hat die Wahl zwischen jung und alt, arm und reich, Stadt und Land, Angst und Hoffnung, EU-Aussteiger oder EU-Befürworter - doch die gesammelten Spenden gehen in einen gemeinsamen Topf.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei neu geschaffene riesige Keramikvasen - eine für Brexit-Befürworter und eine für Gegner des britischen EU-Ausstiegs. Perry dekorierte die Vasen auf der Grundlage von Fotos, die ihm im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne zugeschickt wurden. In beiden Lagern überwog die Farbe blau; Teekannen, Kirchtürme oder ein Besuch im Pub waren die häufigsten Themen. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Kunstobjekten zeige nach Meinung von Perry, dass „wir mehr gemeinsam haben als uns trennt“.
Zu sehen sind auch ein sieben Mal drei Meter großer Wandteppich mit dem Titel „Battle of Britain“, der sich mit dem Niedergang der alten Industrien, Klassengegensätzen und Globalisierung auseinandersetzt. Ein Keramik-Objekt mit Banknoten in der Form eines Penis soll eine Parodie auf die „Macho-Kultur“ in der Finanzwelt sein. Ein speziell gefertigtes rosa Motorrad, mit dem Perry 2010 durch Süddeutschland kreuzte, ist vor einem Riesenposter von Schloss Neuschwanstein zu bewundern.
Perry wurde 2003 mit dem renommierten Turner-Preis ausgezeichnet und erhielt 2014 einen Orden von Königin Elizabeth II. Er ist seit 1992 mit der Psychotherapeutin und Autorin Philippa Perry verheiratet, mit der er eine Tochter hat.