Tony Cragg in Wuppertal: Großplastiken und Raum für Experimente
Tony Cragg eröffnet in seinem Skulpturenpark in Wuppertal die zweite Halle — und plant bereits eine dritte.
Wuppertal. Vor 30 Jahren besuchte der Bildhauer Tony Cragg den amerikanischen Stormkings-Skulpturenpark und begann zu „fantasieren“, wie er sagt. Vor zehn Jahren wollte er Skulpturen in der Nähe seines Ateliers aufstellen, scheiterte aber an einem Bauern, der es unpraktisch fand, um Skulpturen herum zu mähen. Dem Bauern sei Dank, denn Cragg zeigte am Dienstag, was aus seinen ersten Überlegungen geworden ist. Im Skulpturenpark Waldfrieden begegnen sich Kunst und Natur wie selbstverständlich.
Fünf Jahre sind vergangen, seitdem der rastlose, ständig von neuen Ideen getriebene Künstler den Skulpturenpark eröffnete. Und nun hat er ihn erweitert. Ab Samstag kann das Publikum kommen und staunen. 4,5 Hektar hat er zu den schon vorhandenen zehn Hektar hinzugewonnen. Wege, Beleuchtung, Sicherheitsmaßnahmen und eine zweite Halle sind errichtet. Die Halle ist sogar schon mit zwei Skulpturen bestückt. Die letzte Schicht Estrich wird allerdings erst in drei bis vier Wochen aufgetragen. Bis dahin soll sich der Boden gesetzt haben.
Wie ein Jogger flitzte Cragg am Dienstag durch das Areal, glücklich, froh und erleichtert zugleich. Drei Nächte habe er nicht mehr geschlafen, um alles zu organisieren. Denn der Park ist mit all den eigenen Skulpturen und denen seiner 15 Freunde seine Tat. Demnächst wird ein Werk von Markus Lüpertz, seinem Vorgänger als Rektor der Kunstakademie Düsseldorf, angeliefert. Ein Wahnsinn ist so ein Projekt für eine Einzelperson.
An den tänzelnden Cortenstahl-Arbeiten ging es vorbei, die „Tanzende Säule“ blieb links liegen, die schlanken Grazien grüßten von fern. Die Aufmerksamkeit galt diesmal den Neulingen, der strengen Betonstele des Akademiekollegen Hubert Kiecol, den strahlend roten „Vogelhäuschen“ von Bogomir Ecker und vor allem Craggs eigener Kolossalskulptur „Gemischte Gefühle“. Ihr Schöpfer dozierte: „Die Skulptur ist durch und durch von der Geometrie geprägt. Aber sie ist zugleich modelliert, und dadurch sehen wir etwas Organisches in ihr.“
Sechs Tonnen schwer ist „Caldera“. Craggs Erstfassung steht in Salzburg. Die zweite Fassung bleibt nun in Wuppertal. Man darf in sie eintreten und meint dann, mitten im Gehirn eines Riesen zu stehen.
Der neue Trumpf: Die zweite Halle. Wieder wurde der Wuppertaler Architekt Rudolf Hoppe beauftragt. Er schuf ein luftiges Gebäude, das sich allerdings von seinem Erstling dadurch unterscheidet, dass es auch zwei geschlossene Wände hat. Cragg verfolgt dabei folgendes Konzept: „Hier sollen Bildhauer auch Zeichnungen, Modelle und Maquetten zeigen können, um zu demonstrieren, wie sie eine Skulptur entwickeln.“ Experimente sind erlaubt. Andreas Schmitten, frischgebackener Meisterschüler, präsentierte neben dem Altmeister der Land Art, Richard Long, eine dunkelgrüne, lackierte, abstrakte Figur, die von einem hellen Vorhangstoff auratisch umgeben ist. Den Eindruck des Magischen erzeugt er durch 70 Neonröhren hinter den Stoffbahnen.
Cragg lobte diese „radikale Denke“. Und denkt doch selbst schon ans nächste Projekt, eine dritte Halle. Die Bauvoranfrage wird gerade vorbereitet.
Info: Skulpturenpark Waldfrieden, Hirschstr. 12, Wuppertal. Öffnung: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr; Dezember bis Februar Freitag bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr. Eintritt: acht, ermäßigt sechs Euro, Kinder unter sieben Jahren frei. Weitere Infos unter: