Meinung Beschäftigungsrekord - Was noch zu tun bleibt
Es ist schon eine ganze Weile her, da jagte in Deutschland ein Arbeitslosenrekord den nächsten. Auf dem Höhepunkt der negativen Entwicklung waren rund fünf Millionen Menschen ohne Beschäftigung.
Mittlerweile hat sich diese Zahl fast halbiert, und ganz andere Rekorde sind in den Fokus gerückt: Nach der aktuellen Wirtschaftsprognose der Bundesregierung werden bis Ende 2018 voraussichtlich 44,4 Millionen Menschen einen Job haben - so viele wie noch nie zuvor in der Geschichte der Bunderepublik.
Das ist zweifellos eine sehr gute Nachricht. Denn Arbeit ist immer noch die beste Versicherung gegen Armut und gesellschaftliche Ausgrenzung. Allerdings nur dann, wenn es sich um „gute“, sprich, ordentlich bezahlte Arbeit handelt. Das ist übrigens nicht nur die Maxime der Gewerkschaften. Auch die Bundesregierung selbst hat sich im Rahmen der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen ausdrücklich zu diesem Ziel bekannt. Und dabei ist zweifellos noch viel Luft nach oben. Wer zu den unteren 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zählt, der wird den neuen Job-Rekord mit gemischten Gefühlen sehen. Denn für diese Einkommensgruppe sind die Löhne in den letzten 20 Jahren real gesunken. Noch weniger dürften die nach wie vor rund eine Million Langzeitarbeitslosen von den immer neuen Erfolgsmeldungen am Arbeitsmarkt beeindruckt sein. An ihnen geht der anhaltende Aufschwung komplett vorbei.
So betrachtet gibt es für die Bundesregierung also wenig Grund, sich bequem zurückzulehnen. Es mangelt nach wie vor an schlüssigen Konzepten zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Und auch der politische Druck für eine höhere Tarifbindung muss verstärkt werden. Denn tarifgebundene Unternehmen zahlen in aller Regel besser als ungebundene. Es bleibt also noch viel zu tun. Darüber darf auch die beste Wirtschaftsprognose nicht hinwegtäuschen.