Meinung Autoindustrie: Schluss mit dreckig

Der bisherige Beitrag der Autoindustrie zum Klimaschutz ist schnell aufgelistet: Null. Die Autos wurden auf dem Papier zwar verbrauchsärmer und stoßen weniger Co2 aus, zum Teil jedoch nur durch Mess-Mogelei.

Zum anderen durch das Ausweichen auf den Diesel, der leider die Feinstaub- und Stickoxidemissionen ansteigen lässt. Der Beitrag der Autofahrer ist noch schneller erzählt: Minus.

Es werden noch größere Autos gekauft, es wird noch mehr gefahren. Nun kann jeder sagen, das mit dem Klimaschutz sei ohnehin Kokolores. Sagt Trump ja auch. Oder alternativ: Was kann mein Motörchen schon zur Rettung der Welt beitragen. Abgesehen davon, dass man dafür schon ziemlich abgebrüht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse ignorieren muss, bleibt ein Problem: Das Motörchen schadet auch der eigenen Gesundheit. Und der der Mitbürger.

Der Staat toleriert das. Wenn man so will findet hier ein organisierter und systematischer Gesetzesbruch statt. Vor allem in Deutschland, denn das Problem betrifft zentral jene Technologie, auf die die deutsche Industrie und die deutschen Kunden gesetzt haben: Diesel. Mit absichtlich manipulierten Abgastests beginnt es und geht weiter damit, dass die Werte sowieso nur unter Laborbedingungen ermittelt werden, auf dass sie schön niedrig sind.

Übrigens: Durch dieses System werden letztlich auch die Käufer betrogen, die Sparautos bestellen und dann Spritschlucker und Dreckschleudern bekommen. Auch wenn die neuerdings in der sauberen Modefarbe Weiß daherkommen und Schnickschnack-Bezeichnungen wie „Eco“ tragen. Der Gesetzesbruch endet damit, dass selbst nach erwiesener, vielleicht sogar permanenter Überschreitung der gesetzlichen Schadstoffwerte in vielen Großstädten nichts passiert. Fahrverbote? Des Teufels. Unabhängige europäische Kontrollbehörden? Blockiert von der Bundesregierung. Nachrüstpflicht der Hersteller? Gott bewahre.

Wenn die Lobbyisten wenigstens ehrlich wären. Wenn sie sagen würden: Okay, es war falsch, aber ihr alle wolltet es so. Und jetzt können wir nicht so schnell umstellen, das kostet zu viel. Dann könnte man verhandeln. Dann könnte man realistische Übergangsfristen setzen. Ein bisschen Entgegenkommen der Industrie würde freilich auch dazu gehören. So etwas wie Wiedergutmachung.

Nur: Das will sie auch nicht. Die Industrie, vor allem die deutsche, möchte mit der alten Technologie noch so lange wie möglich Geld verdienen, nicht mehr, nicht weniger. Abgesehen davon, dass man sich so selbst Zeit stiehlt: Die Frage ist, ob die Kunden sich wirklich nur als PS-vernarrte Autofahrer fühlen, oder nicht genauso auch als Bürger, die den Dreck atmen müssen, sobald sie aussteigen. Aus Autos, deren Wert durch all die Skandale gesunken ist. Und deren Hersteller sich weigern, einen erwiesenen Mangel durch kostenlose Nachrüstung auszugleichen. Mancher wird sich denken: Woanders bauen sie doch auch schöne Modelle. Sogar mit Hybrid- oder Elektroantrieb.