Meinung Ein Zwölfjähriger als potentieller Attentäter: Besonnen bleiben
Vorsicht ist geboten. Viele Hintergründe liegen noch im Dunkeln, warum ein zwölfjähriges Kind eine Art Nagelbombe bastelt und damit Menschen verletzen oder sogar töten will. Noch weiß keiner genau, was im familiären Umfeld des Jungen passiert ist, wie eine solche Radikalisierung geschehen und unentdeckt bleiben konnte.
Insofern ist nun zuallererst Besonnenheit gefordert, auch in der behördlichen Aufklärungsarbeit. Von einem Trend, dass Kinderterroristen in Deutschland auf dem Vormarsch sind, sollte man nicht reden.
Was kommt da noch alles? Das ist allerdings die Frage, die sich verunsicherte Menschen jetzt zu Recht stellen. Mit Kindern als potentiellen Attentätern rechnet man nicht, weil dies schlichtweg dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Weil man sich einen solchen Wahnsinn gar nicht vorstellen mag. Aber die Verachtung und der religiöse Irrsinn der Terroristen sind so groß, dass sie vor nichts und niemanden Halt machen.
Deswegen gibt es die perverse Instrumentalisierung von Kindern bis hin zum Selbstmordattentat. Aus dem Nahen Osten sind solche Fälle bekannt, auch aus Nigeria, und der sogenannte Islamische Staat brüstet sich in seiner Propaganda damit. Kinder sind leicht manipulierbar. Das hat sich auch im Fall der 15-Jährigen Muslimin in Hannover gezeigt, die einen Polizisten mit einem Messer schwer verletzte.
Auch wenn es unter Kindern und Jugendlichen insgesamt eine deutlich höhere Gewaltbereitschaft als zu früheren Zeiten gibt, so sind es immer noch ganz wenige Einzelfälle, die aus religiösem Fanatismus handeln. Das beste Mittel gegen die Verrohung ist und bleibt daher eine Erziehung zur Gewaltlosigkeit und Toleranz. Und Achtsamkeit im eigenen Umfeld.
Darüber hinaus müssen selbstverständlich Polizei und Sicherheitsbehörden über eine angemessene personelle und technische Ausstattung verfügen sowie über die notwendigen rechtlichen Möglichkeiten, um Gefahren rasch erkennen zu können. Auch unter Kindern und Jugendlichen. In diesen Bereichen ist in den letzten Monaten viel passiert. Was nicht notwendig ist, ist die grundsätzliche Absenkung der Strafmündigkeit auf zwölf Jahre. Wer dies nun fordert, überhöht die Gefahr.
Die meisten Kinder können in dem Alter noch gar nicht abschätzen, was sie tun. Außerdem wird man erst im Laufe der Zeit genau wissen, welche Beweggründe der Junge hatte, wer ihn zu den Tatplänen tatsächlich veranlasste - und wer nicht hingeschaut hat. Irgendjemand hat versagt. Das alles aufzuklären, ist jetzt zuallererst wichtig.