Grüne und Eigenheime Anton Hofreiter traut sich, Ecken und Kanten zu zeigen

Berlin · Anton Hofreiter hat sich unbeliebt gemacht: Er hat auf den massiven Ressourcenverbrauch von Einfamilienhäusern hingewiesen - aus guten Gründen.

 Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat Einfamilienhäuser kritisiert und damit Kritik geerntet.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat Einfamilienhäuser kritisiert und damit Kritik geerntet.

Foto: dpa/Dorothee Barth

Die Corona-Pandemie ist eine Zeit zweifelhafter Ausreden. Kommunalpolitiker glauben, ein paar Impfgruppen überspringen zu können, andere wollen sich nur mit dem bestmöglichen Impfstoff immunisieren lassen. Zuletzt hatte die Gewerkschaft der Polizei gefordert, dass Polizisten nicht das Astrazeneca-Präparat erhalten. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, schlug in die gleiche Kerbe: Die geringe Wirksamkeit des Serums lasse sich nicht wegdiskutieren. Deshalb, und weil die Nebenwirkungen so stark seien, ist das Vakzin des schwedisch-britischen Pharmakonzerns verpönt. Wer sich ernsthaft überlegt, sich lieber nicht impfen zu lassen als mit Astrazeneca, sollte gleich auf die Fidschis auswandern. Gut, der Impfstoff ist mit 70 Prozent weniger wirksam als andere, aber er wirkt. Und wer Akzeptanzprobleme hat,  könnte bei Astrazeneca noch eine dritte Impfung nachschieben.

Weil aber die Angst vor einer weiter sinkenden Impfbereitschaft offenkundig  schon so groß ist, sollen sich Merkel und Steinmeier jetzt öffentlichkeitswirksam vorab impfen lassen. Und dann läuft es bei den Corona-Schutzimpfungen? Der Vorschlag der FDP ist nicht frei von Nebenwirkungen. Denn er könnte die Frust-Debatte um Impfprivilegien wieder anheizen. Und außerdem: Astrazeneca kommt für Merkel/Steinmeier  offiziell gar nicht infrage, da sie schon 65 und 66 Jahre alt sind. Die Kanzlerin hat am Donnerstag bereits erklärt, dass sie sich an die Impfreihenfolge halte. Das ist gut.

Die Vorbildfunktion betont auch ein Pflege-Leiter aus Köln, 49, gleichzeitig FDP-Abgeordneter im Landtag, der schon geimpft ist. Begründung: Er habe eine „Impfzögerlichkeit beim Pflegepersonal“ festgestellt. Fest steht aber auch: Er ist 49, steht nicht an der vorderster Corona-Front, und ist einfach noch nicht dran. Und Solidarität heißt auch, sich an die empfohlene Priorisierung zu halten, so wie Merkel es tut. In britischen Medien hatten Fälle übrigens für Aufsehen gesorgt, bei denen Menschen den Impfstoff von Biontech/Pfizer zurückgewiesen hatten, um „auf den englischen Impfstoff“ zu warten.