Kräftiges Doping für deutsche Autobauer
Noch sind die Modalitäten für das Auszahlen der Abwrackprämien von jeweils 2500 Euro je verschrottetem Altwagen (älter als neun Jahre) gar nicht festgelegt, da hat bereits der Run auf die Autohäuser eingesetzt - und zwar mit Macht.
Die Deutschen, bekanntermaßen ein Volk von Schnäppchenjägern, haben das Windhundrennen um staatlich geförderte Autos eröffnet - nur wer zuerst kommt, mahlt zuerst, denn das Geld aus dem Konjunkturprogramm II reicht nur für 600000 Autos.
Zusammen mit der bereits beschlossenen Aussetzung der Kfz-Steuer von bis zu zwei Jahren für Neuwagen mit strengster Abgasbegrenzung wird die deutsche Autoindustrie kräftig gedopt. Der Absatzrückgang im vergangenen Jahr im Inland von weniger als 100000 Einheiten wird mehr als aufgeholt. Der Auslandsabsatz kriselt aber weiter. Vielleicht führen ja noch andere Länder solche Prämien ein. Bei den Franzosen gibt es sie bereits. Dort schwärmt die Industrie schon von monatlichen Mehrverkäufen von 20 Prozent. Paris will deshalb den Autobossen die Höhe der Boni begrenzen.
Solche Prämien, die jeder gerne mitnehmen will, bergen aber auch Gefahren. Erstens könnten am Ende viele potenzielle Autokäufer leer ausgehen und über den Staat vergrätzt sein, denn nach Umfragen fühlen sich bereits 1,2 Millionen Deutsche verlockt, einen neuen Kleinwagen anzuschaffen. Zweitens könnte dieser Neuwagenboom - wie immer, wenn mit Subventionen Märkte verzerrt werden - auf Kosten der heutigen Besitzer von relativ jungen Autos gehen.
In Frankreich sind Neuwagen bereits billiger als Gebrauchtwagen von unter drei Jahren zu haben - eine ungute Entwicklung. Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Beispielsweise mit offenen Fragen nach Betrügereien und der Erreichung von früher propagierten Klimaschutzzielen. Erst am Ende wird sich herausstellen, ob die richtigen Impulse gegeben wurden.
Die jetzige Abwrackprämie sollte deshalb für Deutschland einmalig bleiben. Sonst können wir demnächst für die notleidenden Bauern auch den Milchkonsum subventionieren. Die bevorstehenden Wahlen sollten die Politiker nicht zu einer Verlängerung oder Aufstockung des Programms verleiten - einmal ist genug, das muss reichen.