Kommentar Lauterbach gegen alle
Meinung · Es kommt gerade einiges zusammen im Kosmos des Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD). Bei der Kommunikation hakt es jedoch. Ein Kommentar.
Es kommt gerade einiges zusammen im Kosmos des Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD). Der hat es sich zu Recht zur Aufgabe gemacht, das System deutscher Krankenhäuser neu zu ordnen, dabei Patient und medizinische Qualität in den Mittelpunkt zu stellen und die dann auch noch vergleichbar transparent darzustellen – mit dem Klinik-Atlas. Das ist nämlich bislang anders: Weil Fallpauschalen Kliniken das immer gleiche Geld für einen Fall verschaffen, so aufwendig der auch sein mag, lohnt es sich aus Kliniksicht, möglichst viele Fälle möglichst billig zu behandeln. Und: Viele Kliniken haben wenig lukrative Leistungen wie Geburtshilfe, Pflege und Kindermedizin ab- und dafür orthopädische und kardiologische Eingriffe aufgebaut. Teils ohne große Expertise. Das kann keiner wollen. Deshalb ist Lauterbachs Ansatz, Qualität zu Qualität in Spitzenzentren zu ordnen und Grundversorgung ökonomisch unabhängiger zu machen, richtig. Und deshalb ist auch der nun gestartete Bundes-Klinik-Atlas sinnvoll, der Patienten anzeigt, mit welcher Erkrankung sie wo am besten behandelt werden. Denn bislang sind die Deutschen bemerkenswert oft in der Sache unvorbereitet, wenn es ernst wird. Jetzt sind auch deren Hausmediziner angehalten, die Datenbank zusammen mit dem Patienten zu nutzen – und ihn nicht nur mal eben zum alten Studienkollegen um die Ecke zu schicken.
Zur politischen Gestaltung gehört aber auch die politische Kommunikation. Und da hakt’s beim Gesundheitsminister: Wer sich ihm in den Weg stellt, wird entweder als Lobbyist entwertet oder verbal eines Besseren belehrt. „Trump-Stil“, schrieb kürzlich eine Zeitung. Dabei gibt es auch für den Bundesgesundheitsminister zu beachten, dass die Ausgestaltung der Kliniklandschaft Ländersache ist. Und er ein Interesse haben müsste, die noch renitenten Ministerpräsidenten ins Boot zu holen. Gegen sie wird seine Reform keinen Erfolg haben. Noch aber ist Lauterbach der Meinung, er müsse jetzt ähnlich wie beim Cannabisgesetz mit aller Macht Grundsätzliches durchsetzen, damit das Ganze nicht zerbricht. Das macht die Reform regional unausgewogen. Und das geht besser.