Noch kein Wahlsieger in den USA Unsägliche Hängepartie

Schlimmer geht’s nimmer. Monatelanger Wahlkampf, unerträgliche Schlammschachten im Fernsehstudio und in den sozialen Medien. Und dann das: Die Vereinigten Staaten von Amerika haben gewählt, aber es gibt keinen Sieger.

Lothar Leuschen

Foto: Schwartz, Anna (as)

Weder der Demokrat Joe Biden noch Amtsträger Donald Trump haben es bisher über die Ziellinie geschafft. Nach Lage der Dinge sprechen die Fakten für den Republikaner Trump. Er liegt, anders als in Umfragen vorhergesagt, in vielen Staaten teils deutlich vor Biden. Allerdings sind vielerorts die Briefwahlstimmen noch nicht ausgezählt.

Aber auch das ist Wasser auf die Mühlen des amtierenden Präsidenten. Donald Trump hatte im Wahlkampf eine regelrechte Kampagne gegen die schriftliche Teilnahme am Urnengang gestartet. Briefwahl sei Betrug, sagte er immer wieder auf seinen Veranstaltungen. Seine Agitation gipfelte gar darin, den Briefwählern zu empfehlen, ihre Stimme am Wahltag sicherheitshalber noch einmal persönlich abzugeben.

Dass dies ebenso unsinnig wie gesetzeswidrig ist, dürfte sogar Trump gewusst haben. Doch spielten ihm die Umstände in die Karten. Der privaten Postgesellschaft ist es anscheinend nicht immer gelungen, Briefwahlunterlagen an die richtigen Haushalte zu schicken. Allein in New York landeten Zigtausende Schreiben bei falschen Adressaten.

Das Ergebnis ist eine Hängepartie, wie es sie vor 20 Jahren schon einmal gegeben hat. Damals ging es um womöglich defekte Zählmaschinen in Florida. Die Hängepartie zwischen dem Republikaner Goerge W. Bush und dem Demokraten Al Gore dauerte Wochen, bis Gore seine Niederlage einräumte.

Das allerdings ist von Donald Trump nicht zu erwarten. Er ist vermutlich schon aus höchst privaten wirtschaftlichen Gründen dazu verdammt, im Amt zu bleiben. Für dieses Ziel nimmt er sein Land notfalls auch in den Würgegriff und unterzieht die Demokratie in den USA einem zermürbenden Stresstest. Für den Fall, dass letztlich der Supreme Court über das Wahlergebnis entscheidet, hat Trump vorgesorgt. Das Richtergremium ist von ihm mehrheitlich konservativ besetzt worden.