Opel — ein Spielball der Amerikaner
Planspiele bei GM zum Verkauf der europäischen Töchter
Gerade noch haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama in den Armen gelegen und auf eitel Freude und Sonnenschein gemacht — schon ziehen wieder dunkle Gewitterwolken über den Atlantik.
Erneut gibt es Gerüchte, wonach die Opel-Konzernmutter GM die Rüsselsheimer verkaufen will. Die Opelaner stehen wieder Kopf und sehen sich als Spielball der Amerikaner, denen die Firma seit 1929 gehört. Das Schlimme ist: Es scheint etwas an den Gerüchten dran zu sein.
Der GM-Konzern, der bis vor kurzem selbst vor dem Abgrund stand und nur mit milliardenschwerer US-Staatshilfe gerettet werden konnte, hat aus der Beinahe-Pleite offenbar gelernt.
In Detroit werden Planspiele veranstaltet, wie die Firmenwelt ohne Opel aussehen könnte. Zum einen würden Millionen für den anhaltenden Verlustausgleich für Rüsselsheim gespart. Zum anderen tun sich in Asien immer mehr Möglichkeiten auf, gleichwertige Autos günstiger zu bekommen. Denn GM sitzen nach dem Börsengang die Aktionäre im Nacken, die Gewinne und Dividenden sehen wollen.
Opel seinerseits muss eine Sanierung nach der anderen mit entsprechendem Arbeitsplatzabbau hinnehmen. Auch wenn der Insignia Auto der Jahres wurde, die Rüsselsheimer sind kein Premium-Hersteller. Sie sind — wie viel zu viele andere Unternehmen — auf dem Massenmarkt tätig, auf Wunsch der Amerikaner auch nur begrenzt in Europa.
In einem stagnierenden Markt ist da nicht viel zu holen. Und kräftige Rabatte zehren am Gewinn. Mengenmäßig wird zwar noch gut verkauft, insbesondere zu Zeiten von Abwrackprämien. Aber unter dem Strich kommt nichts in die Kasse.
GM sollte dennoch nicht gleich alles hinwerfen und sich in Geduld üben. Ab 2013 könnte Opel wieder Gewinn abwerfen, zumal sich der Markt in Richtung E-Autos verändert. Auf dem Gebiet dürfte Opel größere Erfahrung als die Amerikaner haben. Falls GM nicht mehr warten will, sollte der Konzern das jetzt gleich sagen.
Die Opelaner sollten nicht erneut dem Zittern und Bangen ausgesetzt werden. Chinesen als neue Eigentümer sind allerdings eine schlechte Alternative. Bei Saab stehen die Bänder schon wieder still. Und noch eins: Die Politik sollte sich diesmal heraushalten.