Private Überschuldung: „Lieber jetzt leben . . .“ — ein riskantes Motto
Private Überschuldung durch Aufklärung bekämpfen.
Dass es trotz eines relativ guten Arbeitsmarktes zu einer steigenden Zahl überschuldeter Menschen kommt, muss kein Widerspruch sein. Denn die niedrigen Arbeitslosenzahlen haben auch etwas damit zu tun, dass es immer mehr atypische Arbeitsverhältnisse gibt: Teilzeit- oder Minijobs bringen nicht genügend Einkommen, um die wachsenden Kosten — Stichwort Energie — zu stemmen.
Und dann sind da natürlich auch die vielen Verführungen, die es so einfach machen. Der verlockende Autokauf auf Raten oder die paar Klicks im Internet für eine Bestellung, die das eigene Budget übersteigt.
Aber wird nicht allenthalben gepredigt, wie wichtig es gesamtwirtschaftlich ist, wenn wir Deutsche nicht nur von unseren Exporten leben? Die Inlandsnachfrage, der Konsum, sind doch eine Stütze fürs Gemeinwohl. Eben danach verhalten sich die Menschen. Was auch der Staatsschuldenkrise geschuldet ist.
Nicht nur, weil die große Politik mit der grenzenlosen Schuldenmacherei ein denkbar schlechtes Vorbild gibt. Die Krise lässt so manch einen darüber nachdenken, was denn am Ende aus dem so schlecht verzinsten Ersparten werden könnte. Und verleitet dazu, das Geld lieber jetzt auszugeben, statt einen späteren, persönlich nicht zu kontrollierenden Verlust hinzunehmen.
Wird dann das Motto „Lieber jetzt leben . . .“ überzogen, so treffen die Folgen zunehmender Überschuldung privater Personen beileibe nicht nur diese selbst. Gläubiger, die ihre Forderungen abschreiben müssen, ganze Unternehmen, geraten mit in den Strudel. Das führt dazu, dass ein Teil der Gesellschaft im Wohlstand lebt, ein anderer aber keine Perspektive mehr sieht, aus der wirtschaftlichen Not herauszukommen.
Eine solche Spirale zu stoppen, liegt im gesamtgesellschaftlichen Interesse. Und muss deshalb auch gesamtgesellschaftlich gestemmt werden. Die ausreichende Finanzierung von Beratungsstellen, die den in die Schuldenfalle getappten Menschen helfen, ist eine Sache.
Die andere ist die vorbeugende Stärkung der Finanzkompetenz vor allem der jungen Menschen. Da reicht es nicht, ein paar Broschüren unters Volk zu werfen. Es geht um kontinuierliche Aufklärungsarbeit — am besten durch unabhängige Institutionen.