Razzia bei Rechtsextremisten: Wehret den Anfängen
Razzia bei jungen Rechtsextremisten
Offenbar hatten sie sich stark und sicher gefühlt, so offen hatten die jungen Neonazis in Radevormwald agiert. Sie prügelten Migranten und Linke, schüchterten Bürger ein, die gegen Rechtsextremismus Stellung bezogen.
Ein Hauptschulleiter, der eine Lehrerkonferenz gegen Rechts organisiert hatte, fand sein Foto auf einem rund um die eigene Schule plakatierten Fahndungsplakat wieder: „Wanted!“ Die unmissverständliche Drohung war sogar unterzeichnet — mit „Freundeskreis Rade“.
Nun könnte man — gerade angesichts des noch verhältnismäßig jungen Durchschnittsalters dieser „Freunde“ — einmal annehmen, dass es sich bei ihnen einfach um randalierende und aus dem sozialen Ruder gelaufene Halbstarke handelt, die sich als Hooligan-Bande stark fühlen und dies ihre Umgebung auch wissen lassen wollen.
Das von der Gruppe propagierte rechte Gedankengut würde bei einer solchen Überlegung nur am Rande eine Rolle spielen. Es würde dem Treiben allenfalls als von den Mitgliedern vielleicht als „cool“ empfundenes Band dienen. In diesem Fall könnte man den massiven Auftritt der Staatsgewalt mit mehr als 100 Beamten durchaus als den sprichwörtlichen Kanonenschuss auf Spatzen betrachten.
Doch solche Überlegungen sind im vorliegenden Fall nicht nur falsch, sondern wären in der Konsequenz auch höchst gefährlich. Denn auch wenn die jungen Rechtsextremen bislang nur lokal agierten, so haben sie doch in diesem Umfeld Angst und Schrecken verbreitet — und sie hatten zweifelsohne enge Kontakte zu älteren, eingefleischten Rechtsextremisten, unter anderem in Wuppertal.
Ob es noch weitere Verbindungen zur rechtsextremen Szene gibt, müssen die Ermittler im Detail klären. Dafür spricht jedoch, dass der „Freundeskreis Rade“ offenbar bereits mehrfach außerhalb von Radevormwald aufgetreten ist.
Und was sich aus solchen „Freundeskreisen“ und/oder Kameradschaften entwickeln kann, haben die Geschehnisse in Zwickau und rund um die rechte Mörder-Truppe NSU leider allzu deutlich gezeigt. Die Großrazzia war daher richtig und wichtig. Denn wie sagte schon der römische Dichter Ovid: „Wehre den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind.“