Schadensbericht Die Union hat viel größere Probleme als die K-Frage

Meinung | Berlin/München · Die Union hat wenig Inhalt und kein Programm, keinen Kandidaten, beschädigte Bewerber, Durchstechereien und Streit auf offener Bühne. Ein Maximal-Schaden.

 Das Duell Laschet gegen Söder ist noch nicht alles.

Das Duell Laschet gegen Söder ist noch nicht alles.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die offene Kandidatenfrage lastet schwer auf der Union, weniger auf der Republik. Denn während die Kanzlerin Armin Laschet und Markus Söder beiseite lässt, reißt sie gerade die Pandemie-Politik an sich. Und die anderen Parteien sortieren ihre Inhalte: die FDP positioniert sich zunehmend seriös als Alternative für verschreckte Unionswähler, die Grünen lassen sich ob ihrer geräuschlosen Inthronisierung des Kandidaten bewundern, die SPD sucht über Inhalte und Minister endlich von den Verwerfungen der Union zu profitieren.

Das Problem also hat allein diese Union, die vier Monate, bevor die ersten Briefwähler ihre Stimme in den Briefkasten werfen, fast nichts in die Waagschale werfen kann: wenig Inhalt und kein Programm, keinen Kandidaten, beschädigte Bewerber, Durchstechereien und Streit auf offener Bühne. Kurzum: maximaler Schaden. Die obskuren Tage des unionsinternen Gefechts kosten nachhaltig Prozentpunkte. So viel können die Wähler über einen seligmachenden Sommer mit Impferfolgen gar nicht vergessen.

Söder macht sich einen Spaß daraus, weil er wenig zu verlieren hat und solches Imponiergehabe auf der Berliner Bühne in Bayern noch beeindrucken kann. Er nutzt die Tage, um seine Position zu stärken und die CSU für kommende Bundeskabinette und Themen zu stärken. Laschet kämpft ums politische Überleben: Scheitert er in diesem Machtkampf, kann er kein starker CDU-Chef mehr sein und droht auch in Nordrhein-Westfalen als „lame duck“ im Mai 2022 seine dünne Mehrheit zu verlieren. Weil die CDU das weiß, wird sie am Ende stehen – und Laschet die Kandidatur ermöglichen. Dann wahrscheinlich eingehüllt in einem Team, mit einer Art Schattenkabinett, in dem dann auch Friedrich Merz eine Rolle spielen dürfte. Söder wird sich darauf seinen Einfluss sichern, am Ende werden sie humorig Einheit vorgaukeln. Vielleicht aber ist das zu spät. Denn längst steht die Union im Wettbewerb mit drei seriösen Angeboten um sie herum. Gemerkt hat sie es noch nicht. Das ist ihr größter Schaden.