Meinung Was wir heute schon für unser Land tun können
Liebe Leserinnen und Leser, bei vielen Zeitungen ist es guter Brauch, am Samstag vor einer Wahl darauf hinzuweisen, wie wichtig die Teilnahme am „Hochamt der Demokratie“ ist. Mit dieser Tradition wollen wir nicht brechen, wenn wir sie auch für ein bisschen überflüssig halten.
Denn in keiner anderen Bevölkerungsgruppe ist der Anteil der Nichtwähler geringer als unter Zeitungsleserinnen und -lesern.
Wer eine regionale Tageszeitung liest, wer sich informiert, wer interessiert und engagiert ist, der überlässt es in der Regel nicht anderen, zu bestimmen, von wem er regiert wird. In diesem Sinne: Vielleicht treffen wir uns ja am Sonntag im Wahllokal.
Die Landtagswahl am Sonntag unterscheidet sich in einem Punkt von den NRW-Wahlen der vergangenen Jahre. Denn es geht nicht nur darum, ob Hannelore Kraft (SPD) Ministerpräsidentin bleibt oder die Staatskanzlei für ihren Herausforderer Armin Laschet (CDU) räumen muss, und wer am Ende mit wem eine Koalition bildet.
Am Sonntag entscheiden die Wählerinnen und Wähler auch darüber, ob und in welcher Stärke gleich zwei extremistische Parteien in das Landesparlament einziehen. Sowohl die Linke als auch die AfD haben im Wahlkampf hinlänglich demonstriert, welcher „Beitrag“ von ihnen künftig im Landtag zu erwarten wäre. Radikale und Extremisten von links wie von rechts tragen nie zur Gestaltung, sondern immer nur zur Spaltung der Gesellschaft bei.
Da die Zahl ihrer Anhänger und der für sie erreichbaren Wähler begrenzt ist, sind sie es, die von einer niedrigen Wahlbeteiligung am meisten profitieren. Das bedeutet: Je höher die Wahlbeteiligung ausfällt, umso schlechter schneiden AfD und Linke ab. Darum ist es nicht nur von Bedeutung, für wen wir stimmen. Ebenso wichtig ist, dass die Zahl der Nichtwähler niedrig bleibt.
Und hier ist, was jeder von uns dafür tun kann, dass NRW ein Bundesland bleibt, in dessen Parlament auch übermorgen die Extreme weder Sitz noch Stimme haben: Wenn Sie heute einen Nachbarn oder eine Nachbarin im Treppenhaus, am Gartenzaun, in der Stadt oder im Supermarkt treffen — fragen Sie doch mal ganz unaufdringlich, ob er oder sie schon die Briefwahl genutzt hat oder am Sonntag früh wählen geht. Weil jede Stimme für SPD, CDU, FDP, Grüne und Piraten eine Stimme gegen den Extremismus ist. Und weil jede Stimme zählt.