Wenn der Staat die Deutsche Bank retten muss

Düsseldorf. Vor zehn Jahren war die Welt der Deutschen Bank noch heil. Vor allem die Investmentbanking-Sparte verdiente prächtig Geld, der Aktienkurs lag jenseits der 100-Euro-Marke. Aus, vorbei.

Gestern kostete eine Aktie zeitweise weniger als zehn Euro. Die Bank ist schwer angeschlagen, Kunden und Mitarbeiter tief verunsichert. Seit Tagen wird darüber spekuliert, ob der Staat das Geldhaus retten muss. Muss er?

Vorstandschef John Cryan versucht, die Probleme kleinzureden. Die Bank habe Reserven genug, die Krise aus eigener Kraft zu meistern. Das darf allerdings bezweifelt werden. Dramatisch verschärft hat sich die Lage des Instituts, nachdem bekannt wurde, dass das US-Justizministerium 14 Milliarden Dollar als Wiedergutmachung für krumme Immobiliengeschäfte fordert. Cryan ist es gelungen, die Amerikaner auf 5,4 Milliarden Dollar herunter zu handeln. Da die Bank noch etliche Verfahren am Hals hat, lässt sich das Ausmaß aller Risiken aber nicht wirklich absehen. Vermutlich muss sich die Bank über die Ausgabe neuer Aktien frisches Kapital besorgen oder Unternehmensteile verkaufen. Beide Wege muten an wie Sackgassen: Welcher Anleger möchte schon Kapital zur Verfügung stellen, das für Strafzahlungen verbraten wird? Und wer verkauft schon Tochterfirmen wie die Postbank, wenn er dafür wegen der miesen Großwetterlage wohl weniger bekommt, als sie tatsächlich wert sind? Durchaus denkbar, dass Investoren ihr Geld abziehen und Kunden ihre Konten plündern. Dann wäre für die Politik der Ernstfall da.

Mit einer Bilanzsumme von 1,8 Billionen Euro gehört die Deutsche Bank immer noch zu den größten Geldhäusern der Welt. Weil das Institut weltweit so eng vernetzt ist, stellt sie „das größte systemische Risiko in der Finanzwelt dar“ — so das Urteil des Internationalen Währungsfonds. Heißt also: Wenn die Bank pleitegeht, reißt sie viele andere mit in den Abgrund. Muss letztlich also der Steuerzahler für die Unfähigkeit der Manager einstehen und die Rettung der Deutschen Bank bezahlen? Genau das sollte nach der jüngsten Finanzkrise nicht mehr so sein. Eine Sanierung ist Sache der Gläubiger und notfalls der Kunden, so der Plan. Klingt gut, könnte angesichts der Größe der Deutschen Bank aber für Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgen, die außer Kontrolle geraten. Im Zweifel würde Kanzlerin Angela Merkel eingreifen. Und sie hätte recht, so bitter das auch wäre.